- 150 Jahre vor heute wurde der Komponist Arnold Schönberg geboren
- Vor 150 Jahren wurde der Komponist Arnold Schönberg geboren
- Ein Zauber, den er noch nicht fassen kann
- Gelernter Komponist ist Arnold Schönberg nicht
- Das Streichsextett ‚Verklärte Nacht‘ von 1899 stößt auf Ablehnung
- Nun befindet sich der Komponist allein im Äther
- Hier erlebt der Hörer lebendige Statik
- Schönberg, der Erfinder der Zwölftonmusik, hasst die Zahl
- Konstruktion und Dissonanz – das sind die Themen
- Die Reise zum neuen Mittelpunkt des Komponierens findet ihren ersten Höhepunkt im Jahr 1923
- Innerhalb der Matrix aber ist er frei
- Schönberg ist kein sesshafter Mensch, er fühlt sich dort wohl, wo man ihn frei wirken lässt
- Blind geht Schönberg nicht durch die Welt, und immer weiß er einen Gott in seine Nähe
- Schönberg stößt ein Tor auf, durch das viele Komponisten folgen
150 Jahre vor heute wurde der Komponist Arnold Schönberg geboren
Heute jährt sich zum 150. Mal der Geburtstag des österreichischen Komponisten und Musiktheoretikers Arnold Schönberg, eines der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts. Am 13. September 1874 in Wien geboren, revolutionierte Schönberg die Musikwelt mit seiner atonalen Musik und der Entwicklung der Zwölftonmusik. Sein Werk hatte einen tiefgreifenden Einfluss auf die klassische Musik, die Jazz und die moderne Musik insgesamt. Wir erinnern uns an das Leben und Werk dieses genialen Künstlers, der die Musikwelt für immer verändert hat.
Vor 150 Jahren wurde der Komponist Arnold Schönberg geboren
Irgendetwas zieht an ihm, er spürt es deutlich. Er kann es noch nicht fassen, nicht begreifen, wohin die Reise geht, aber fühlt sich an wie ein Zahndurchbruch, der bevorsteht. Vor allem wittert er den neuen Geist, und als er Stefan Georges Gedicht „Entrückung“ liest (das er in seinem zweiten Streichquartett vertonen wird), weiß er: Hier habe ich die wichtigste Formel vor mir. Das Gedicht beginnt damit, dass jemand „Luft von anderem Planeten“ fühlt.
Ein Zauber, den er noch nicht fassen kann
Später wird er Briefe mit „Jens Quer“ unterschreiben, was „jenseitiger Querkopf“ bedeutet. War dieser Mann womöglich nicht von dieser Welt? Oder etwa von Sinnen?
Gelernter Komponist ist Arnold Schönberg nicht
Am 13. September 1874, einem Sonntag, erblickt er in einer jüdischen Familie in Wien das Licht der Welt, früh spielt er Geige, als Komponist ist er Autodidakt. Impulse in Musiktheorie bekommt er von Oskar Adler, der Schönberg auch mit Philosophie, Poetik und Astrologie ködert. Schönberg frisst alles. Sein späterer Schwager Alexander von Zemlinsky gibt ihm ein paar Monate regulären Kompositionsunterricht, schnell ahnend, dass Schönberg längst viel weiter ist.
Das Streichsextett ‚Verklärte Nacht‘ von 1899 stößt auf Ablehnung
Im Wiener Tonkünstler-Verein sagt einer: „Das klingt ja, als ob man über die noch nasse ,Tristan’-Partitur drübergewischt habe.“ Solches Unverständnis nimmt Schönberg nicht persönlich. Er entkapselt sich mehr und mehr.
Nun befindet sich der Komponist allein im Äther
Die fünf Orchesterstücke op. 16 werden in London uraufgeführt. Diese Stücke bewegen sich in freier Atonalität, nichts scheint mehr magnetisch nach Kadenzen organisiert; harmonische Gravitationszentren, von den Strawinsky so gern spricht, gibt es nicht mehr. Es herrscht die viel zitierte „Emanzipation der Dissonanz“.
Hier erlebt der Hörer lebendige Statik
Das dritte Werk mit dem Titel „Farben“ ist erst recht ein Unikum: Schönberg experimentiert hier mit der Technik der Klangfarbenmelodie: Diffuse Klänge stehen im Raum, die durch neu hinzukommende oder abtretende Instrumente sogar, glaubt Schönberg, melodisch definiert werden. Hier erlebt der Hörer lebendige Statik, die zart durch Zeit und Raum zu treiben scheint.
Schönberg, der Erfinder der Zwölftonmusik, hasst die Zahl
Schönberg hasst die Zahl 13, und er hasst den Freitag. Er stirbt an einem Freitag, 13. Juli, im Jahr 1951.
Konstruktion und Dissonanz – das sind die Themen
Konstruktion und Dissonanz – das sind die Themen, die Kandinsky umtreiben und die er bei Schönberg verwirklicht fühlt. Er kommt in den Genuss einer späteren Aufführung von Schönbergs 2. Streichquartetts, das der Komponist 1908 in privaten Presswehen auf die Welt gebracht hat.
Die Reise zum neuen Mittelpunkt des Komponierens findet ihren ersten Höhepunkt im Jahr 1923
Schönberg stellt seine Suite op. 25 vor und benutzt unscheinbare barocke Satzüberschriften wie Präludium, Gavotte, Musette oder Menuett, um sich wie der Wolf im Schafspelz zu radikalisieren. Erstmals arbeitet er mit einer Zwölftonreihe, doch wird er nicht zu ihrem Sklaven.
Innerhalb der Matrix aber ist er frei
Wer zwölftönig schreibt, braucht eine Matrix für alle Modelle. Innerhalb der Matrix aber ist er frei. Es ist, wie wenn Bach eine Fuge mit drei Themen schreibt; schwierige Aufgaben entzünden die Geisteskraft.
Schönberg ist kein sesshafter Mensch, er fühlt sich dort wohl, wo man ihn frei wirken lässt
Schönberg ist kein sesshafter Mensch, er fühlt sich dort wohl, wo man ihn frei wirken lässt. Das kann in Berlin oder Wien sein – oder, von 1933 an, in den USA, wo er im kalifornischen Asyl unweit von Thomas Mann wohnt und mit George Gershwin Tennis spielt.
Blind geht Schönberg nicht durch die Welt, und immer weiß er einen Gott in seine Nähe
Schönberg begreift. Als er 1933 in Berlin aus allen Ämtern geworfen wird, befindet er sich bereits in Paris. Dort schließt er sich am 24. Juli 1933 wieder dem jüdischen Glauben an, den er 1898 aufgegeben hat, um sich evangelisch taufen zu lassen.
Schönberg stößt ein Tor auf, durch das viele Komponisten folgen
Schönberg stößt ein Tor auf, durch das viele Komponisten folgen. Bald wird die Zwölftontechnik seriell erweitert; jeder Ton einer Reihe bekommt einige auf ihn persönlich zugeschnittene Parameter zugewiesen: Länge, Tonhöhe, Lautstärke, Anschlagsart.
Die Zukunft der Musik liegt im Streit, die Darmstädter Ferienkurse werden zum Debattenforum. Schönberg erlebt diese Gefechte nicht mehr, er stirbt an einem Herzleiden. Er ist zum Propheten der Moderne geworden, der nicht mehr vom Berg steigen muss. Seine Gesetze sind längst bekannt, Ihr Text ist nicht rigoros, sondern nutzerdienlich. Heutzutage würde Schönberg die Zwölftontechnik als freundliches Angebot formulieren: Entdecke die Möglichkeiten!
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