Ein Jahr nach dem Hochwasser: Burgs Gemeinde trifft sich zum Gedenken

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Ein Jahr nach dem Hochwasser: Burgs Gemeinde trifft sich zum Gedenken

Ein Jahr ist es her, dass das Hochwasser die Stadt Burg heimsuchte und immense Schäden anrichtete. Am Jahrestag dieses Ereignisses kommen die Mitglieder der Burgs Gemeinde zusammen, um der Opfer und der Helden des Hochwassers zu gedenken. Die Gemeindevertreter werden bei dieser Gelegenheit auch über den Wiederaufbau der Stadt und die Fortschritte bei der Sanierung der beschädigten Gebiete berichten. Das Ereignis soll auch als Mahnung dienen, die Vorsorgemaßnahmen gegen solche Katastrophen zu verbessern und die notwendigen Schutzmaßnahmen zu ergreifen, um die Stadt und ihre Bewohner vor zukünftigen Katastrophen zu schützen.

Ein Jahr nach dem Hochwasser: Unterburger Kirche feiert Gedenkgottesdienst

Die Wupper fließt am Sonntag leise durch den Ort. Die Sonne scheint, ein leichter Wind weht und schickt große weiße Wolken an den Himmel über Unterburg.

Auf der Wiese hinter der Kirche stehen an diesem Vormittag viele Bänke und Stühle. Weit über 100 Besucher haben auf Einladung der Evangelischen Kirchengemeinde Wermelskirchen Platz genommen – genau dort, wo vor drei Jahren schulterhoch das schlammige Wasser der Wupper stand.

„Aber an einem Tag wie heute kommen die Erinnerungen sofort zurück“, sagt Irene Sigismund aus Unterburg und erzählt von der Nacht, in der plötzlich das Wasser kam und den kleinen Ort für einen Moment in Schockstarre versetzte.

Die Schockstarre wich der Hoffnung und der Dankbarkeit

Die Schockstarre wich der Hoffnung und der Dankbarkeit

Nach der Flut kamen die Handwerker in die Kirche Unterburg. Sanierung mit Mitteln der Hochwasserhilfe. Drei Jahre später ist die Schockstarre längst der Hoffnung und der Dankbarkeit gewichen.

„Denn dieses Gefühl kommt heute auch wieder: Die unendliche Dankbarkeit für die Hilfe, die wir mitten in unserer eigenen Verzweiflung in den Tagen und Wochen nach dem Hochwasser erlebt haben“, sagt Irene Sigismund und blickt über die volle Wiese in Unterburg.

Gemeinsam feiern sie nun Gottesdienst

Gemeinsam feiern sie nun Gottesdienst

Neben ihr sitzt Marc Enzmann, der ebenfalls hart vom Hochwasser getroffen wurde. Regina Brabender feiert mit – natürlich, denn sie hat nach dem Hochwasser den Weg in den kleinen Kreis der Ehrenamtlichen gefunden, der neue Ideen für die Burger Kirche erarbeitete.

Peter Siebel sitzt in den Reihen der Gemeinde, damaliger Leiter der Diakoniestation, der miterlebte, wie die Menschen aus der Demenz-Wohngemeinschaft gerettet werden mussten und die Tagespflege vom Wasser zerstört wurde.

Auf der Wiese hat auch Jörg Mündkemüller Platz genommen: Er machte sich damals mit vielen fleißigen Helfern aus der Gemeinde in Halle auf den Weg, um der Gemeinde zu helfen, die in ihrem Gotteshaus in Unterburg vor Wasser, Schlamm und Zerstörung stand.

„Im Schlamassel“, aber voller Hoffnung

„Im Schlamassel“, aber voller Hoffnung

„Im Schlamassel“, aber voller Hoffnung. Kirche in Solingen-Unterburg. Gemeinsam feiern sie nun Gottesdienst – jeder mit eigenen Erinnerungen im Gepäck.

Weit über hundert Besucher sind gekommen: Politiker aus Solingen, Gemeindeglieder aus Wermelskirchen, Dhünn und Dabringhausen, die pünktlich zur Sommerkirche von Ort zu Ort reisen und nun pünktlich zum Flutgedenken an der Wupper angekommen sind.

„Es ist irre, wie viele Menschen heute hier sind“, sagt Regina Brabender glücklich.

Pfarrer Manfred Jetter und Pfarrerin Anke Schäfer haben den Gottesdienst mit einem Team vorbereitet

Pfarrer Manfred Jetter und Pfarrerin Anke Schäfer haben den Gottesdienst mit einem Team vorbereitet

Applaus gab es für Jörg Mündkemüller (r.) aus Halle - hier im Gespräch mit Manfred Jetter: Er war gemeinsam mit freiwilligen Helfern nach Unterburg gekommen, um nach der Flut zu helfen.

Während die Kirche gesperrt ist und die Sanierung begonnen hat, feiert die große Gemeinde unter freiem Himmel. Der Posaunenchor der Evangelischen Kirchengemeinde in Wermelskirchen spielt.

Und der Gottesdienst bietet viel Raum für Erinnerungen und Gefühle: „Viele Menschen standen damals vor den Trümmern ihrer Existenz“, erinnert Pfarrerin Schäfer, „aber sie haben dem Wasser getrotzt und sich nicht unterkriegen lassen. Sie haben mutig nach vorne geschaut.“

Und das gilt auch für die Unterburger Kirche und die evangelische Gemeinde.

Fördergelder aus den Töpfen der Fluthilfe zugesagt

Inzwischen sind Fördergelder aus den Töpfen der Fluthilfe zugesagt, die Gerd Kaimer-Bürgerstiftung aus Solingen hat 120.000 Euro versprochen. Jüngst konnten die Sanierungsarbeiten beginnen.

„Schauen Sie heute durch die offenen Türen in die Kirche“, lädt Manfred Jetter die Besucher ein, „wir können schon sehen, was diese Kirche für ein besonderes Schätzchen wird.“

Daran haben die freiwilligen Helfer aus Halle einen großen Anteil.

Und so gilt Jörg Mündkemüller ein großer Applaus: Er hat stellvertretend für die Teilnehmer der Baufreizeit aus Halle auch die Mitwirkung im Gottesdienst zugesagt.

Und er bringt seine eigenen Erinnerungen mit: „Uns war als Gemeinde in Halle klar: Wir wollen einer anderen Gemeinde helfen, die vom Hochwasser betroffen ist“, erinnert er sich an den Tag nach der Flut.

Die Wermelskirchener hätten die ausgestreckte Hand als erstes ergriffen: „Also dachten wir: Fahren wir halt mal nach Unterburg und machen die Kirche chic.“

Die Gemeinde staunte, wie entschieden die freiwilligen Helfer mit anpackten – beim Aufräumen beim ersten Besuch. Zweimal kehrte die Gruppe in die Kirche zurück.

Und die Haller brachten eine Spende von mehr als 3000 Euro für den Wiederaufbau mit.

Sanfte Sanierung lässt Raum für Gedenken

Pläne. Gemeinsam mit einer Perspektivgruppe und interessierten Unterburgern hat die Evangelische Kirchengemeinde Wermelskirchen die Pläne für die Sanierung der Kirche Unterburg auf den Weg gebracht.

Der Denkmalschutz entschied, dass die Wände wieder verputzt werden müssen – es soll aber an einer Stelle erkennbar bleiben, wie hoch das Wasser stand.

Diese „Erinnerungsstelle“ wird mit Plexiglas geschützt. Ein Lerchenboden wird gelegt, moderne Heiz- und Belüftungstechnik installiert und die Sakristei umgebaut.

Kosten. Rund 600.000 Euro sind für die Sanierung veranschlagt – die durch die Fluthilfen, die Gerd Kaimer-Stiftung, Spenden und die Kirchengemeinde finanziert werden.

Bis Ende des Jahres sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

„Wir haben hier inzwischen Freunde gefunden“, erzählt Jörg Mündkemüller. Und dann wirft er einen Blick auf die Sanierungsarbeiten.

Der provisorische Holzboden ist inzwischen wieder entfernt. „Das Holz wird in Hünger für den Bau eines Kanu-Unterstandes verwendet“, erzählt Regina Brabender.

Jörg Mündkemüller nickt zufrieden: Das sei ganz in seinem Sinne, sagt er. Ohnehin plane die Gruppe aus Halle, das nächste Mal für eine Kanutour auf der Wupper ins Bergische zu reisen.

Und schon kommt er mit den Unterburgern über die Reisepläne ins Gespräch. „Vorsicht“, wirft Regina Brabender dann mit Blick auf die geplante Kanutour ein: „Die Wupper ist unberechenbar.“

Und sie muss es wissen.

Martin Müller

Ich bin Martin, Redakteur bei der Website Haren Suche. Als Autor für die nationale Zeitung für das Zeitgeschehen liegt mein Fokus darauf, die neuesten Nachrichten mit strenger Objektivität zu präsentieren. Meine Leidenschaft für Journalismus treibt mich an, fundierte und relevante Informationen für unsere Leser bereitzustellen. Mit meiner langjährigen Erfahrung und meinem Engagement für die Wahrheit strebe ich danach, einen Beitrag zur öffentlichen Diskussion und Meinungsbildung zu leisten.

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