Ex-Chef der SPD Sigmar Gabriel: Die Generation Z ist arbeitsunwillig

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Ex-Chef der SPD Sigmar Gabriel: Die Generation Z ist arbeitsunwillig

In einem aktuellen Interview hat der ehemalige SPD-Chef Sigmar Gabriel eine kontroverse Aussage getätigt. Laut Gabriel ist die Generation Z, also die Menschen, die zwischen 1995 und 2010 geboren wurden, arbeitsunwillig. Der ehemalige Außenminister und Vizekanzler Deutschlands kritisiert, dass die junge Generation nicht bereit sei, sich für ihre Karriere anzustrengen und sich stattdessen auf ihre sozialen Medien konzentriere. Gabriel warnt davor, dass dies zu einem Verlust an Wirtschaftskraft und Innovationspotential führen könnte. Die Aussage des Ex-SPD-Chefs hat bereits zu einer hitzigen Debatte in den Medien und der Politik geführt.

Generation Z: Gabriel bestätigt Vorurteile

Die staatlichen Sozialleistungen werden in Deutschland immer wieder heftig diskutiert, insbesondere das Bürgergeld steht dabei regelmäßig im Vordergrund. Die ehemaligen Vorstandsmitglieder der Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank-Jürgen Weise und Heinrich Alt, beklagen schwerwiegende Probleme beim Bürgergeld. Sie sehen das Problem in fehlendem Arbeitseifer der jüngeren Generation.

„Es gibt in Deutschland 260.000 junge Menschen zwischen 25 und 45, die seit längerer Zeit nicht arbeiten, obwohl sie alle Kriterien für Erwerbstätigkeit erfüllen“, sagt Weise dem Spiegel. Das sei in dieser Dimension nicht hinnehmbar.

Bürgergeld-Diskussion: Gabriel verkennt die Probleme der jungen Generation

Bürgergeld-Diskussion: Gabriel verkennt die Probleme der jungen Generation

Der ehemalige SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel äußerte sich auf X und machte mit seinem Post die Hoffnung auf eine sachliche Debatte zunichte. Darin schrieb er: „‘Hunderttausende sind jung, gesund und kassieren Bürgergeld‘, schimpft der ehemalige Chef der Agentur für Arbeit. Ich befürchte, er hat recht. Und wer wohlhabend ist, macht auf Kosten von Mama und Papa nach der Schule erstmal ein ‚Sabbatical‘ und danach eine Vier-Tage-Woche.“

In einem zweiten Tweet präzisierte Gabriel gleich im Anschluss seine Aussage: „Oben wie unten: leisten wollen immer weniger etwas. Nur über die oben lässt sich schwerer herziehen.“ Damit machte der Sozialdemokrat klar, dass er mit seiner Aussage nicht die Menschen am unteren Rand der Gesellschaft treffen wollte.

Arbeitsmarkt-Debatte: Gabriel und Weise verteidigen ihre Aussagen

Arbeitsmarkt-Debatte: Gabriel und Weise verteidigen ihre Aussagen

Andere Politiker von Union und FDP, sowie andere X-User kritisierten Gabriel für diesen pauschalisierenden Vergleich. Schließlich würde das Bürgergeld über die Sozialversicherungsbeiträge der Allgemeinheit finanziert, während im Beispiel des SPD-Politikers, Eltern mit ihrem Geld dafür aufkämen.

Alle wollen weniger arbeiten – nicht nur die „Generation Z“

Der frühere SPD-Chef befeuert zudem mit seinen Aussagen die Spaltung in der Gesellschaft, zwischen der vermeintlich faulen Generation Z, die angeblich keine Lust hat zu arbeiten und der hart arbeitenden Boomer-Generation. Damit macht er es sich sehr einfach und verkennt die Probleme und Krisen der jungen Generation.

Ungerechtigkeit beim Bürgergeld – es gibt riesige Unterschiede bei Wohnkosten

Gerade junge Menschen stehen vor enormen Herausforderungen und Belastungen in der Arbeitswelt. Kriege, die Nachwehen einer Pandemie, explodierende Preise, und eine Klimakrise, um die sich keiner so richtig kümmert – der Druck auf junge Menschen ist nicht zu unterschätzen.

Laut einer Umfrage der DGB-Jugend, eine Jugendorganisation, die sich um die Interessen junger Menschen im Zusammenhang mit Ausbildung, Praktikum und Job kümmert, hakt es vor allem bei zwei Faktoren: Arbeitszeit und Bezahlung. Demnach geben fast ein Drittel (32 Prozent) an, dass ihr Lohn nicht oder gerade so ausreicht. Die Folge: Viele junge Beschäftigte machen sich über ihre spätere ­Rentenhöhe Sorgen.

39 Prozent der jungen Beschäftigten leiden unter Mehrfachbelastungen bezüglich der Arbeitszeit: Schichtarbeit, Wochenend- und Nachtarbeit kommen bei jungen Arbeitnehmern besonders oft vor. Gleichzeitig nehmen auch sie die Entgrenzung der Arbeitszeit wahr: 28 Prozent geben an, sehr häufig oder oft außerhalb der Arbeitszeit erreichbar sein zu müssen.

Die junge Generation denkt anders über Arbeit nach, für viele ist die Vereinbarkeit mit ihrem Privatleben sehr wichtig. Daran ist in Zeiten von so vielen Krisen nichts verwerflich, ebenso wenig die Forderung nach einer Vier-Tage-Woche.

Zudem beschreibt der Begriff „Sabbatical“, den Gabriel in seinem Post verwendet, ein Arbeitszeitmodell für einen längeren Sonderurlaub. Was der SPD-Politiker wohl meint, ist „Work and Travel“ nach der Schulzeit, das, wie der Name schon sagt, Arbeiten mit Reisen verbindet.

Und warum ist es verwerflich, dass sich junge Menschen nach der anstrengenden Schulzeit eine Auszeit genehmigen – sofern das nicht auf Kosten der Allgemeinheit geht – ein anderes Land und ihre Kultur kennenlernen und sich dabei persönlich weiterentwickeln, bevor sie in die Arbeitswelt starten, in der sie noch lange genug sein werden.

Warum immer mehr Beschäftigte den Job wechseln wollen

Der Wunsch nach Veränderung

Ex-Arbeitsagenturchef Weise ging mit seiner Kritik zudem noch weiter. „Die Jobcenter sind wie gelähmt von Bürokratie“, beklagt er im Spiegel. Das System sei völlig intransparent und nicht mehr steuerbar. Gemeinsam mit Alt schlägt er vor, die Jobcenter zu entlasten.

Zudem habe das Bürgergeld laut Alt, der von 2002 bis 2015 im Vorstand der Bundesagentur war, ein Akzeptanzproblem in Deutschland. Wer arbeite, aber wenig verdiene, frage sich: „Was bekommt ein Bürgergeld-Empfänger? Was bekomme ich?“ Der Vergleich sei laut Alt für viele deprimierend.

Zurecht. Der Regelsatz für die Grundsicherung sei zwischen 2021 und 2024 um 26 Prozent erhöht worden, die Löhne seien in dieser Zeit aber nur um knapp 12 Prozent gestiegen. Gleichzeitig schnellten die Preise um 17 Prozent nach oben.

Laut der Bundesagentur für Arbeit sind von rund 5,5 Millionen Bürgergeld-Empfängern knapp vier Millionen überhaupt erwerbsfähig. Laut Bundesarbeitsministerium sind von dieser Anzahl mehr als die Hälfte in ungeförderter Erwerbstätigkeit, in einer arbeitsmarktpolitischen Maßnahme, gehen zur Schule, studieren, pflegen Angehörige, erziehen Kinder oder stehen aus anderen, triftigen Gründen dem Arbeitsmarkt nicht oder nur sehr eingeschränkt zur Verfügung.

Weniger als die Hälfte der erwerbsfähigen Bürgergeld-Beziehenden sind überhaupt arbeitslos und hiervon wiederum verweigern nur einige wenige nachhaltig die Aufnahme einer Arbeit.

Geflüchteten aus der Ukraine steht das Bürgergeld sofort zu, anders als anderen Schutzsuchenden. Die Bundesregierung will mit schärferen Regeln mehr Bezieher von Bürgergeld zur Aufnahme einer Arbeit bewegen.

Über das Bürgergeld kann und sollte diskutiert werden, allerdings mit Fakten und nicht mit haltlosen Vorwürfen und schon gar nicht, wenn man eine Generation gegen die andere ausspielt.

Andreas Bauer

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