- Neuankömmlinge und Kurzfortbildungen gegen die Kindertagesstätten-Personalknappheit - auch in Nordrhein-Westfalen
- Neuankömmlinge und Kurzfortbildungen: Lösungen gegen den Personalmangel in Kitas
- Qualität der Bildung in Gefahr
- Kita-Umfrage in NRW: Teilweise weniger Personal im Einsatz als es die Aufsichtspflicht verlangt
- Rasch wirkende Wege als Alternative?
- Kritik an den Lösungen
- Dramatischer Personalmangel in NRW-Kitas bleibt für viele Jahre
- Ungleiche Entwicklung in Ost- und Westdeutschland
- Qualität der frühkindlichen Bildungsarbeit muss stärker in den Fokus
- Große Herausforderungen und Ruf nach Reformen
- Attraktivität und Einheitlichkeit des Berufs
Neuankömmlinge und Kurzfortbildungen gegen die Kindertagesstätten-Personalknappheit - auch in Nordrhein-Westfalen
In Nordrhein-Westfalen wie auch in anderen Bundesländern Deutschlands herrscht eine akute Personalknappheit in den Kindertagesstätten. Um diesem Problem entgegenzuwirken, werden Neuankömmlinge und Kurzfortbildungen als mögliche Lösungsansätze diskutiert. Durch diese Maßnahmen soll die Personalsituation in den Einrichtungen verbessert werden, um eine hochwertige Betreuung für die Kinder zu gewährleisten. In diesem Artikel werden die aktuellen Entwicklungen und Initiativen in Nordrhein-Westfalen vorgestellt, die darauf abzielen, die Kindertagesstätten-Personalknappheit zu bekämpfen.
Neuankömmlinge und Kurzfortbildungen: Lösungen gegen den Personalmangel in Kitas
Ein auffällig großes Banner hängt am Zaun der Kita. Darauf bitten vier niedliche Kinder: „Superheld/In gesucht! Bewirb dich hier!“ Wie diese Einrichtung im Rheinland suchen viele Kindertagesstätten in Deutschland dringend Personal. Kommunen schaffen mit massiven Anstrengungen mehr Plätze, Kita-Träger und Politik versuchen, Lücken auch mit kurzfristigen Lösungen zu stopfen.
Qualität der Bildung in Gefahr
Experten sorgen sich um die Qualität der Bildung für die Jüngsten, wenn in den nächsten Tagen - in vielen Bundesländern am 1. August - das neue Kita-Jahr beginnt. Abstriche bei der Qualifikation aus Personalnot? Teilweise weniger Personal im Einsatz als es die Aufsichtspflicht verlangt.
Kita-Umfrage in NRW: Teilweise weniger Personal im Einsatz als es die Aufsichtspflicht verlangt
In fast allen westlichen Bundesländern würden Zugangsvoraussetzungen gesenkt, um schnell Personal – Quereinsteiger, Menschen ohne pädagogische Erfahrung - zu gewinnen, beobachtet Bildungsforscherin Anette Stein von der Bertelsmann Stiftung. „Es gibt einen Trend zu niedrigeren Anforderungen.“
Beispiele:
In Hessen könnten bis zu 25 Prozent des Personals mit lediglich einer 160-Stunden-Weiterbildung tätig werden. In Bayern seien Anforderungen an die Kitaleitung gesenkt und Schnellqualifizierungen eingeführt worden.
Rasch wirkende Wege als Alternative?
Rasch wirkende Wege seien wegen der Personalnot derzeit „alternativlos“. Aber: „Das darf nicht schleichend zum Standard werden“, sagt Stein. Die Konzepte und Quereinsteigermodelle der Länder fallen in den Ländern sehr unterschiedlich aus, berichtet auch Tina Friederich von der Katholischen Stiftungshochschule München.
Kritik an den Lösungen
In Baden-Württemberg könnten einige Berufsgruppen - etwa Logopädinnen, Krankengymnasten oder Hebammen - „einfach so“ in die Kita einsteigen und dann einen berufsbegleitenden Kurs absolvieren. Mit Blick auf die Alltagshelfer in NRW gebe es ebenfalls Skepsis, denn: Ihre Assistenztätigkeit könne auch in den pädagogischen Bereich hineinreichen, das sei schwer zu trennen.
Dramatischer Personalmangel in NRW-Kitas bleibt für viele Jahre
Der Mangel an Personal und Plätzen enorm - im Westen stärker. System zeigt Verschleißerscheinungen. 28.000 Fachkräfte fehlen in NRW. Zuletzt fehlten bundesweit rund 430.000 Plätze, besonders für die Kleinsten unter drei Jahren reiche es nicht, sagt Stein.
Ungleiche Entwicklung in Ost- und Westdeutschland
In den ostdeutschen Bundesländern aussehen die Dinge anders. Dort werden Stein zufolge zum Teil sogar schon Fachkräfte entlassen, unter anderem wegen sinkender Geburtenzahlen. Aber: „Es wäre wichtig, diese Kräfte im System zu halten. Es besteht die historisch einmalige Chance, dass sich in Ost und West die Personalschlüssel als Qualitätsmerkmal angleichen.“
Qualität der frühkindlichen Bildungsarbeit muss stärker in den Fokus
Die Qualität gerät aus dem Blick. Dabei werden schon mehr als die Hälfte aller Kinder in Deutschland in Gruppen mit einem nicht kindgerechten Personalschlüssel betreut, kritisiert Stein. Die ersten Jahre gelten als zentral für die gesamte Entwicklung eines Menschen. Gute Beziehungsarbeit und gute ganzheitliche Basisbildungsarbeit seien das A und O.
Große Herausforderungen und Ruf nach Reformen
Die XS-Personaldecke führt oft dazu, dass Eltern mit kurzfristig gekürzten Öffnungszeiten oder tagelang geschlossener Kita ringen müssen. Die Belastung des Personals sei stark gestiegen, krankheitsbedingte Ausfälle die Folge, berichtet Stein. Der Landeselternbeirat NRW warnt davor, Öffnungszeiten wegen des Fachkräftemangels generell zu verringern.
Attraktivität und Einheitlichkeit des Berufs
Der Erzieherberuf müsse finanziell attraktiver werden und mehr Entwicklungsoptionen für Erzieherinnen eröffnen, sagt Stein. Außerdem brauche es bundeseinheitliche Standards für Qualifizierungen, die transparenter und unter den Bundesländern vergleichbar seien. Immer mehr Einstiegs- und Quereinstiegsmöglichkeiten mit unterschiedlichen Anforderungen in den Ländern mache die Ausbildung auf Dauer immer weniger vergleichbar.
Die Wirtschaft müsse finanziell beitragen, fordert die BAG-BEK. Jeder Arbeitgeber solle zu einer angemessenen Abgabe für die unterfinanzierten Kitas verpflichtet werden. Die Wirtschaft profitiere schließlich direkt vom Angebot ausreichender Betreuungsplätze. „Wir müssen die Kita-Krise für Reformen des Systems Kita nutzen“, sagt Friederich.
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