Fußball-EM 2024: „Drecksloch“ Gelsenkirchen – was ist dran an der Briten-Kritik?​

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Ein britischer Fan kritisiert Gelsenkirchen als Geisterstadt und absolutes Drecksloch

Vor Beginn der Europameisterschaft 2024 hat ein britischer Fan in einem Video Gelsenkirchen als Geisterstadt und absolutes Drecksloch bezeichnet. Das Video ging viral und rief viele Reaktionen hervor, von Zustimmung und Häme bis hin zu wütenden Reaktionen.

Jetzt müssen die Briten jedoch zum Achtelfinale am Samstag gegen die Slowakei ausgerechnet in die anfangs geschmähte Ruhrgebietsstadt zurückkehren. Zeit also für einen zweiten Blick - und die Frage: Ist womöglich etwas dran an der millionenfach aufgerufenen Kritik des britischen Vloggers?

Die Kritik des britischen Fans

Die Kritik des britischen Fans

Der britische Fan und Journalist Paul Brown hatte vor dem ersten EM-Spiel der Engländer gegen Serbien den Bahnhofsvorplatz von Gelsenkirchen gefilmt, der zu der Zeit weitgehend menschenleer war. Danach filmte er den Weg zur Arena - auch nicht gerade die Vorzeige-Ecke der Stadt mit grauen Nachkriegs- und Backsteinfassaden und einer einst stolzen Schalker Glückauf-Kampfbahn, die ihre beste Zeit längst hinter sich hat.

Sieht aus wie ein absolutes Drecksloch, schrieb Brown zum über sechs Millionen Mal aufgerufenen Bahnhofsfilm und fing sich reichlich Reaktionen mit dem Tenor Bei Euch ist es auch nicht besser ein.

Oberbürgermeisterin rät zur Gelassenheit

Oberbürgermeisterin rät zur Gelassenheit

Vor dem erneuten Auftritt der Engländer in Gelsenkirchen mahnt Oberbürgermeisterin Karin Welge nun zur Gelassenheit. Das war eine Einzelattacke eines Fans, sagt sie. Der Mann sei an einem spielfreien Tag und offenbar - wie er auch selbst später erklärte - leicht verkatert in Gelsenkirchen angekommen. Da sei wirklich wenig los gewesen.

Gelsenkirchen - eine Stadt mit Problemen

Gelsenkirchen - eine Stadt mit Problemen

Die Luftqualität war Anfang der 1960er-Jahre verbesserungswürdig, dafür boomte Gelsenkirchen damals noch mit knapp 400 000 Einwohnern. Dann aber schlossen die Zechen in der Kohlekrise - die letzte Zeche in Gelsenkirchen Ende 2008. Tausende Jobs gingen verloren, und die Stadt schrumpfte um rund 150 000 Einwohner - so stark und so schnell wie kaum eine andere Großstadt in Deutschland.

Die Arbeitslosenquote markiert mit gut 15 Prozent Anfang 2024 einen bundesweiten Spitzenwert. Gelsenkirchen hat nicht zu wenig, sondern vor allem an Hauptstraßen wie der Schalker Meile noch viel zu viel Wohnraum für die Einwohnerzahl, wie auch Welge einräumt.

Ein positives Gelsenkirchen

Aber wenn Brown aus der Straßenbahn ausgestiegen und auf die Viertel jenseits der Hauptstraßen geschaut hätte, hätte er ein ganz anderes Gelsenkirchen gesehen, sagt Oberbürgermeisterin Welge: Die Stadt ist - wohl auch wegen der Deindustrialisierung - grün geworden wie nie.

Einer von Welges Lieblingsorten ist der riesige Nordsternpark auf dem Gelände der früheren, 1993 stillgelegten Zeche Nordstern, wo 2027 die internationale Gartenausstellung stattfinden soll.

Schalke 04, der Stolz der Stadt, funktioniert auch nach zwei schmerzhaften Abstiegen aus der Fußball-Bundesliga in den vergangenen Jahren, wie Welge sagt: Das ist der gesellschaftliche Kitt für Gelsenkirchen.

Die Stadt liegt eben mitten in Deutschlands größtem Ballungsraum mit über fünf Millionen Einwohnern, sagt ein Sprecher. Mitte Juli kommt Taylor Swift - nicht nach Berlin, Hamburg oder Köln, sondern nach Gelsenkirchen.

Jochen Müller

Ich bin Jochen, Redakteur der Webseite Haren Suche, einer nationalen Zeitung für das Zeitgeschehen. Mit strenger Objektivität bringe ich meinen Lesern die neuesten Nachrichten. Meine Leidenschaft für präzise Berichterstattung spiegelt sich in meinen Artikeln wider, die auf Fakten basieren und einen neutralen Blick auf aktuelle Ereignisse bieten. Als Journalist strebe ich danach, meine Leser stets informiert zu halten und ihnen eine fundierte Perspektive auf das Geschehen zu bieten.

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