Mettmann: Wer sterben will, sollte sterben dürfen?

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Mettmann: Wer sterben will, sollte sterben dürfen?

Die Debatte um die Sterbehilfe hat in Deutschland einen neuen Höhepunkt erreicht. Im Kreis Mettmann hat sich ein Antrag auf Legalisierung der aktiven Sterbehilfe für unheilbar Kranke und Schwerstbehinderte eingebracht. Dieser Antrag löste eine hitzige Debatte aus, bei der sich die Meinungen über die Frage, ob ein Mensch, der sterben will, auch sterben dürfen sollte, stark polarisieren. Während die Befürworter der Legalisierung argumentieren, dass es ein menschliches Recht sei, selbst über das eigene Leben zu bestimmen, warnen die Gegner vor einer möglichen Missbrauch dieser Regelung und der Gefahr, dass Menschen unter Druck gesetzt werden, ihr Leben zu beenden.

Sterbehilfe: Wer sterben will, sollte sterben dürfen?

110 Minuten. So lange war Ivo vor vollem Kinosaal durchs Leben geeilt. Durch das ihrer Patienten, die man in Betten liegen sieht, dem Tode nahe. Manche schaffen es noch, sich an Alltäglichem zu freuen. Andere sind gefangen in ihrer Verzweiflung.

Einer verliert die Fassung, auf den letzten Metern will er noch seine Frau enterben, sie kann ihm nichts mehr recht machen. Das eigene Leben scheint es für Ivo, die ambulante Palliativpflegerin, nicht zu geben. Beinahe so, als sei es verloren gegangen auf dem Weg zu Patienten, irgendwo zwischen dem erschöpften Spaziergang mit dem Hund und einer Tochter, die notgedrungen eigene Wege geht.

Und dann ist da noch Solveig, die Freundin, an ALS erkrankt und fest entschlossen, ihr Leid mit Ivos Hilfe zu beenden. Man sieht sie im Rollstuhl, im Bett, irgendwann gleicht die Wohnung einem Taubenschlag. Pflegedienst, Windeln, staubsaugende Putzfrauen laufen durchs Bild.

Die Grenzen des Lebens: Sterbehilfe und die Suche nach Antworten

Die Grenzen des Lebens: Sterbehilfe und die Suche nach Antworten

Die renommierte Regisseurin Eva Trobisch erzählt in „Ivo“ die Geschichte einer Palliativpflegerin, die von ihrer Freundin um Sterbehilfe gebeten wird. Johann Campean, ehemaliger ärztlicher Leiter und Geschäftsführer der SAPV (Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung) im Kreis Mettmann, spielt im Film einen Palliativarzt.

Die Darsteller waren mit einem SAPV-Team unterwegs, nun wurde der Film im Mettmanner Kino gezeigt. Am Ende sieht man Solveig im Bett liegen, sie löffelt etwas aus einem Schälchen. Ivo steht auf dem Balkon, durchs Fenster schaut sie auf ihre Freundin und man ahnt, dass sie deren letzten Wunsch erfüllt hat.

Es ist eine von vielen berührenden Szenen in diesem Film, der damit endet, dass der Wind durch die Blätter rauscht. Beinahe so, als wären die Toten immer nah. Und dann, nach dem Abspann, war da diese Stille.

Das Ende des Lebens: Sterbehilfe, Sterben und die Frage nach dem Sinn

Ein Filmgespräch war angekündigt, man konnte Silke Kirchmann und Johann Campean fragen nach dem, was es mit Menschen macht, wenn sie den eigenen Tod vor Augen haben. Und was es mit ihnen selbst macht, wenn sie gefragt werden, ob sie dabei helfen können, den Weg dorthin abzukürzen.

Der assistierte Suizid: Für die Leiterin des Franziskus Hospizes in Hochdahl und den ehemaligen Geschäftsführer der Spezialisierten Ambulanten Palliativversorgung (SAPV) im Kreis Mettmann ist diese Frage nahezu alltäglich.

Johann Campean spielt dazu noch im Film einen Palliativarzt, sein Sohn ist Kameramann, die Regisseurin Eva Trobisch hat ihm das Drehbuch zum Lesen gegeben. Der assistierte Suizid, so sagt er, sei „ein brisantes Thema“ gewesen.

Die SAPV lehne ihn so, wie er derzeit praktiziert werde, ab. Einmal durch Natrium-Pentobarbital – ein tödliches Betäubungsmittel – „angeschoben“, könne man als Arzt in den Prozess nicht mehr eingreifen, ohne sich strafbar zu machen.

Nimmt der Patient das Mittel und erbricht, ist er vielleicht hirntot, aber er stirbt nicht. Tut er es doch, steht auf dem Totenschein, dass es kein natürlicher Tod gewesen ist, die Kripo rückt an, und mittendrin die trauernden Angehörigen.

Im Februar 2020 kippte das Bundesverfassungsgericht das Verbot der geschäftsmäßigen Sterbehilfe. Ein Gesetz, das den assistierten Suizid regeln soll, gibt es bislang nicht. Hört man denen zu, die sich mit den Folgen dieser Praxis befassen müssen, tun sich Abgründe auf.

Silke Kirchmann und Johann Campean sprechen über die Schwierigkeiten, die sich bei der Sterbehilfe ergeben. Sie sprechen über die Grauzone, in der sich die Hospize bewegen müssen, und über die Fragen, die sich stellen, wenn man den assistierten Suizid nicht denen überlassen will, für die der Tod ein Geschäftsmodell ist und Sterbehilfe etwas, das man sich leisten können muss.

Was bleibt angesichts einer unklaren Rechtslage, wenn man den assistierten Suizid nicht denen überlassen will, für die der Tod ein Geschäftsmodell ist und Sterbehilfe etwas, das man sich leisten können muss? Palliative Sedierung sei eine Möglichkeit, so Kirchmann: „Dann schläft der Patient in den Tod hinein“. Sterbefasten eine andere – dann, so Johann Campean, könne der Patient die Art, aus diesem Leben zu gehen, selbst beeinflussen.

Die SAPV könne dabei helfen, die Symptome und das Leid zu lindern. Den Tod als Dienstleistung anzusehen? Soweit, so Campean, sollten wir als Menschen dennoch nicht gehen. Das sei „beinahe so, als würden wir in einen Laden gehen, um eine Matratze zu kaufen.“

Was ist das Leben? Und vor allem: Was ist der Tod? Oder doch: Wer sterben will, soll sterben dürfen!? Es gibt viele Fragen am Lebensende und nur wenig Antworten. Für diejenigen, die Sterbende auf dem Weg in den Tod begleiten, führt das zugewandte Miteinander zuweilen in die Erschöpfung.

Im Auto essen und schlafen, eine halbe Stunde, auf einem Parkplatz: Das, so Johann Campean, sei nichts, was man Ivo ins Drehbuch geschrieben habe. Es ist Alltag für diejenigen, die nah dran sind an den Sterbenden – und eine seelische Gratwanderung.

In die Stille hinein, an die Kinobesucher gewandt, sagt Johann Campean am Ende des Filmgesprächs noch das: „Sie werden bestimmt nachdenken…“

Andreas Bauer

Ich bin Andreas, ein Experte für die Seite Haren Suche, einer nationalen Zeitung für aktuelle Ereignisse. Mit strenger Objektivität liefere ich Ihnen die neuesten Nachrichten aus erster Hand. Bleiben Sie informiert und auf dem neuesten Stand mit meinen fundierten Analysen und Berichten. Vertrauen Sie auf meine Expertise und lassen Sie sich von meinen fundierten Einschätzungen inspirieren.

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