- Wermelskirchen: Weihnachtsgebäck aus der Manufaktur Lienen fliegt aus
- Wermelskirchener Tradition: Kevin Lienen backt Spekulatius
- Das sind die alten Formen: Kevin Lienen erzählt von seiner Backtradition
- Spekulatius aus der Manufaktur Lienen: Eine Wermelskirchener Tradition
- Die Geschichte eines Bäckers
Wermelskirchen: Weihnachtsgebäck aus der Manufaktur Lienen fliegt aus
In der rheinischen Stadt Wermelskirchen hat sich ein wahres Weihnachtswunder ereignet. Die Manufaktur Lienen, bekannt für ihre hochwertigen Weihnachtsgebäcke, meldet Rekordverkäufe in dieser Saison. Die feinheiten Backwaren, die in der Manufaktur nach traditionellen Rezepten hergestellt werden, sind bei den Kunden so beliebt wie nie zuvor. Insbesondere die Lebkuchen, Pfeffernüsse und Printen aus der Manufaktur Lienen sind ausschließlich von Hand gefertigt und garantieren so eine einzigartige Qualität. Die immense Nachfrage nach den Weihnachtsgebäcken hat sogar zu Engpässen bei der Produktion geführt.
Wermelskirchener Tradition: Kevin Lienen backt Spekulatius
Kevin Lienen greift in die große Backschüssel. „Der Teig hat heute eine gute Konsistenz“, sagt er, „trotz der Hitze.“ Auf dem Thermometer klettern die Temperaturen an diesem Vormittag immer höher. „Ein guter Zeitpunkt, um die ersten Spekulatius zu backen“, sagt der 35-Jährige und lacht.
Er drückt den Teig in die Maschine und sieht dann zu, wie zwischen den Walzen Figuren entstehen. Ein Bauer, ein Reh. „Das sind die alten Formen, mit denen schon der Opa gebacken hat“, erklärt er, während er mit dem schmalen Blech die dünnen Plätzchen auffängt.
Das sind die alten Formen: Kevin Lienen erzählt von seiner Backtradition
30 Kilogramm Teig, die er bereits am Vortag vorbereitet hat, will er an diesem Vormittag verarbeiten. „Es ist eine Tradition: Pünktlich zur Herbstkirmes gibt es den ersten Spekulatius“, sagt er. Das haben die Wermelskirchener irgendwann vor vielen Jahren beschlossen – und das gilt auch heute.
„Früher haben wir die ersten Weihnachtsplätzchen immer am Waffelstand der Kindernothilfe verkauft“, erzählt Kevin Lienen von der Tradition. Nachdem der Stand nach der Pandemie nicht auf die Kirmes zurückkehrte, rufen pünktlich zur Kirmes die ersten Kunden bei ihm an und fragen nach den beliebten Plätzchen.
Spekulatius aus der Manufaktur Lienen: Eine Wermelskirchener Tradition
Deswegen war für den 35-Jährigen klar: „Im August stehe ich wieder in der Backstube.“ Inzwischen schiebt er die schmalen Bleche auf einen Tisch und streicht mit einem riesigen Pinsel eine Milch-Zucker-Mischung über die ungebackenen Spekulatius. Dann kommen die Plätzchen in den Ofen. Ein paar Minuten bei 230 Grad.
„Wie lange sie genau brauchen, das kann ich gar nicht sagen“, erzählt der 35-Jährige. „Das ist vor allem Bauchgefühl.“ Und das trügt ihn selten, denn kaum ein Blech verbrennt während des Wochenendeinsatzes.
Per Walze wird der Teig ausgestochen und mit unterschiedlichen Motiven versehen. Besucher erkennen es sofort: Kevin Lienen ist in seinem Element. Jeder Handgriff sitzt, die Abläufe haben Routine – vom Herstellen des Teigs bis zum Verpacken der warmen Plätzchen in die vorbereiteten Tüten.
Eigentlich kann sich der 35-Jährige kaum an einen Moment ohne Backstube erinnern. „Bis 1999 hat hier der Opa gebacken“, erzählt er und deutet auf die kleine Backstube im Elternhaus.
Schon im Laufstall habe er mit seiner Schwester in der Backstube gestanden. Es gebe eine legendäre Geschichte, wie Kevin als Junge eine ganze Lage Eier mit der Backrolle zerbrochen habe, erzählt Mutter Anke Lienen und grinst.
Die Geschichte eines Bäckers
Als Kevin Lienen nach der Schule dann allerdings beschloss, selbst Bäcker werden zu wollen, überraschte er seine Familie. „Das hatten wir nicht erwartet“, sagt Anke Lienen. Schließlich wusste der junge Hüngeraner um die ungewöhnlichen Arbeitszeiten und die Anforderungen, die der Beruf mit sich bringt.
„Ich hatte ein Praktikum gemacht und entdeckt, dass mir der Beruf Spaß macht“, erzählt er. Die Lehre machte er in Dhünn, 2011 besuchte er die Meisterschule und fand eine Bäckerei in Wuppertal, die zu ihm passte. Inzwischen arbeitet er als Bäcker in Lützenkirchen.
„Ich mag meine Arbeit“, sagt er. Info: Verkauf auf Nachfrage. Kontakt: Zwieback und Plätzchen verkauft Kevin Lienen nach Anfrage. Jeden Samstag steht er dafür bis Weihnachten mehrere Stunden in der Backstube. Kontakt: Anfragen nimmt er telefonisch unter ☏ 0151 / 53321832 oder per E-Mail an [email protected] entgegen.
Deswegen beschloss er vor zehn Jahren, auch die kleine Backstube des Großvaters zu erhalten. „Nebenberuflich“, erklärt er. Von der Backmaschine bis zum Ofen, vom Schneebesen bis zu den Rezepten: Das meiste war gut erhalten. „Ich habe ein paar Arbeitsflächen erneuert und hier und da an den Rezepten gefeilt“, sagt er.
Und so entstehen seit 2014 wieder Köstlichkeiten in der Backstube in Hünger. „Vor allem Spekulatius“, sagt Kevin Lienen. Gelegentlich backt er über das Jahr verteilt auch Zwieback. Vor Weihnachten kommen dann wenige andere Plätzchensorten dazu.
„Vor den Nikolaustagen wird es meistens richtig stressig“, sagt er und ist dankbar, dass ihm sein Chef dann ein paar freie Tage gibt. Bis zwei Tage vor Weihnachten wird in Hünger gebacken – bevor er die Maschinen ausstellt. „Meistens sind bis spätestens 6. Januar alle Plätzchen verkauft“, erzählt er.
Die Menschen halten an der Haustür und klingeln bei den Großeltern, um ein paar Tüten zu kaufen. Auch auf dem Basar in Hünger ist er gelegentlich mit den Köstlichkeiten zu Gast, im vergangenen Jahr stand er auch beim Weihnachtsmarkt in Dhünn.
„Wir machen keine Werbung, das würden wir gar nicht gebacken bekommen“, sagt er und grinst über die Doppeldeutigkeit seiner Worte. Und dann ergänzt er: „Wir freuen uns, dass so viele Menschen ganz von alleine an unser Gebäck denken“, sagt Kevin Lienen.
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