- Kleve: Ausstellung zur Bekämpfung von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz
- Kleve: Ausstellung macht Opfern sexueller Belästigung im Beruf eine Stimme
- Wanderausstellung setzt sich gegen sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz ein
- „Diese Ausstellung ist keine Opferausstellung. Sie soll anderen Betroffenen Mut machen“
Kleve: Ausstellung zur Bekämpfung von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz
Die Stadt Kleve setzt ein wichtiges Zeichen im Kampf gegen sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz. Vom [Datum] bis [Datum] findet in der Stadt eine Ausstellung statt, die sich speziell mit diesem Thema auseinandersetzt. Die Veranstaltung richtet sich an Arbeitgeber, Arbeitnehmer und alle, die sich für ein sichereres und respektvolleres Arbeitsumfeld einsetzen. Die Ausstellung bietet eine Plattform für den Austausch von Erfahrungen, Informationen und Strategien zur Prävention und Bekämpfung von sexueller Belästigung. Durch die Ausstellung soll ein wichtiger Beitrag zur Sensibilisierung und Aufklärung über dieses wichtige Thema geleistet werden.
Kleve: Ausstellung macht Opfern sexueller Belästigung im Beruf eine Stimme
Franzi ist im Büro ihres Chefs, als der sexuelle Übergriff passiert. Der Chef hat sich an der Hand verletzt, bittet Franzi darum, ihn zu verarzten. Immer aufdringlicher wird der Vorgesetzte, macht reibende Hüftbewegungen auf seinem Bürostuhl. Schließlich bietet er seiner Mitarbeiterin Geschlechtsverkehr auf dem Büroboden an und fasst ihr an die Brüste.
„Es war das widerlichste, was mir jemals passiert ist. Ich fühlte mich entmachtet, entmachtet über meinen eigenen Körper, der von einem Widerling ungefragt angefasst wurde – und hatte Angst, ich wollte nur noch weg“, schreibt Franzi heute über den Vorfall.
Als sie Anzeige erstattet, gibt ihr die Polizei das Gefühl, selber an dem Vorfall schuld zu sein. Die Arbeitskollegen schenken ihr teils keinen Glauben, sogar der Anwalt für Schmerzensgeld sagt ihr verharmlosend, dass ihr Sexualität „ja nicht fremd“ sei.
„Ich habe nun Depressionen und eine PTBS. Ich habe gelernt, dass es nicht meine Schuld war und dass viele Frauen davon betroffen sind“, schreibt Franzi.
Wanderausstellung setzt sich gegen sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz ein
Initiatorin Beatrix Wilmes ist Autorin und Dokumentarfilmerin, produziert unter anderem für das WDR-Format „Frau tv“. Die nun in Rindern zu sehende Ausstellung ist aus der ebenfalls von Beatrix Wilmes konzipierten Ausstellung „Was ich anhatte.“ hervorgegangen, die als Wanderausstellung seit mittlerweile vier Jahren deutschlandweit Station macht.
Die aktuelle Ausstellung in Rindern beschäftigt sich speziell mit den Erfahrungen von Opfern sexualisierter Belästigung und Gewalt im beruflichen Umfeld. Elf Frauen und ein Mann teilen in Texten ihre Erfahrungen mit dem Thema.
Die Erfahrungen, die Franzi so eindrücklich niedergeschrieben hat, stehen auf einem großen Plakat, das in der Wasserburg Rindern hängt. Neben dem Plakat: die Kleidung, die Franzi trug, als ihr Chef sie ungefragt anfasste. Ein blaues Kleid, dazu helle Turnschuhe.
Franzi ist eine von zwölf Personen, die der Ausstellung „Was ich anhatte. am Arbeitsplatz“ ihre Stimme gegeben haben.
Initiiert hat die Ausstellung die Filmemacherin Beatrix Wilmes. Sie will Opfern sexualisierter Gewalt eine Stimme geben, auf ihr Leid aufmerksam machen – und ganz klar sagen: Sexualisierte Gewalt ist niemals entschuldbar, egal, welche Kleidung ein Opfer trägt.
Am Sonntag wurde die Ausstellung in der Wasserburg Rindern eröffnet. Es ist eine Wanderausstellung, hervorgegangen aus einer anderen Ausstellung der Filmemacherin Beatrix Wilmes. „Was ich anhatte.“ heißt die erste Auflage – die neue Ausstellung legt den Fokus speziell auf sexuelle Gewalt am Arbeitsplatz.
„Diese Ausstellung ist keine Opferausstellung. Sie soll anderen Betroffenen Mut machen“
„Diese Ausstellung ist keine Opferausstellung. Sie soll anderen Betroffenen Mut machen“, sagt die Initiatorin. Es sei wichtig, das Thema öffentlich zu behandeln, aufzuklären, Opfern eine Stimme zu geben.
„Schweigen schützt nur die Täter. Wir wünschen uns, dass diese Ausstellung dabei hilft, Augen zu öffnen“, sagt Wilmes. Sexualisierte Gewalt habe viele Facetten, sagt die Initiatorin – sie fange schon bei sexistischen Bemerkungen („Geiler Arsch“) an und gehe bis hin zur Vergewaltigung am Arbeitsplatz.
Die Folgen seien gravierend: Menschen, die Sexismus am Arbeitsplatz erlebten, erkrankten drei Mal häufiger an Depressionen, betont die Initiatorin. Frauen seien deutlich häufiger Opfer, doch es gebe auch betroffene Männer.
Zur Ausstellungseröffnung am Sonntag konnten Bildungsreferentin Mandy Stalder-Thon und Direktor Dr. Markus Toppmöller von der Wasserburg Rindern neben Initiatorin Beatrix Wilmes und interessierten Besuchern auch stellvertretend einige der Gleichstellungsbeauftragten der Kommunen im Kreis Kleve begrüßen, die sich mit für die Ausstellung eingesetzt haben.
Zu sehen ist die Ausstellung noch bis 9. September. Der Besuch ist kostenlos, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
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