Die Puppen tanzen: Gil Bronners neue Ausstellung bei der Philara

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Die Puppen tanzen: Gil Bronners neue Ausstellung bei der Philara

Die Kunstszene in Düsseldorf wird ab sofort von einer neuen und beeindruckenden Ausstellung erobert. Der israelische Künstler Gil Bronner präsentiert in der renommierten Philara seine neueste Werksammlung, die die Besucher in eine Welt der Fantasie und des Wunderbaren entführt. Unter dem Titel Die Puppen tanzen werden Bronners einzigartige Skulpturen und Installationen gezeigt, die den Betrachter in eine surreale Welt versetzen. Die Ausstellung ist ein Muss für alle, die sich für zeitgenössische Kunst und innovative Ideen interessieren.

Puppen tanzen: Gil Bronners neue Ausstellung bei der Philara

Zehn Müllsäcke – abgestellt wie am Straßenrand. Darauf hocken fünf schwarze Raben. Sie führen Klage über das, was die Menschen einer Stadt bedrückt. „Ich mache mir Sorgen …“, hebt ihr Lamento an. Statt zu krächzen, tönt eine Stimme aus den kohlrabenschwarzen Vögeln. Sie bewegen dazu ihre Schnäbel. Und die Worte strömen nur so, es geht um Ängste, Krieg, Krankheit auch, den eigenen Körper, Einsamkeit und Liebeskummer.

Je länger man lauscht, desto dringlicher werden die Stimmen, sie schwellen an und beschleunigen. „Archiv der Sorgen“ heißt diese in den Raum gebaute Arbeit des Duos Fort, die das Ergebnis einer einjährigen Forschungsarbeit in der Stadt Siegen ist. Zwei Künstlerinnen hatten 2022 vor Ort die Menschen anonym befragt, was sie bedrückt, und all dies zusammengetragen.

INFO: Kooperation mit dem Marionettentheater. Ausstellung „Cutting the Puppeteer’s String“ läuft bis Juni 2025 im Sammlungshaus Philara, Birkenstraße 47 a. Öffnungszeiten: Freitag 16-20 Uhr, Samstag/Sonntag 14-18 Uhr. Eintritt: Jeder zahlt soviel, wie er mag.

Gastspiel: Das Düsseldorfer Marionettentheater gastiert im Rahmen dieser Ausstellung mit einzelnen Puppen und einer kleinen Installation unterm Treppenaufgang.

Die Puppen sprechen

Die Puppen sprechen

Heute ist dieses unerhörte Archiv als Umfrage nur noch Erinnerung, doch in der gefundenen Form mit einer Raben-Gang auf grauen Säcken gleichzeitig Herzstück der neuen Ausstellung bei Philara. Weil sie so eindringlich und direkt das Publikum anspricht. Und weil die Installation Ewigkeitswert hat: Jeden Tag könnte man das Geplapper der Raben austauschen, denn die von Natur aus sehr schlauen Vögel sind nur Platzhalter.

Ein Platzhalter für Menschliches wie sicher fünfzig andere Figuren in dieser kuriosen Ausstellung: aus Stoff, Holz, Metall oder Murano-Glas. In einem dunklen Raum reitet Zeitverwalter Momo auf der Schildkröte Kassiopeia, Mephisto hängt mit dem Geist am selben Strang und links daneben Jim Knopfs Lokomotive. Ein Mobile aus Berühmtheiten, in schwarzes Licht getaucht, mit Rezitationen auf Englisch.

Was hat sich Michael Endes Superstar Momo wohl mit Goethes Mephisto zu erzählen? Klar, dass das spannend ist. An anderer Stelle ruht eine schlaksige blaue Puppe auf dem Boden, sie wirkt wie in die Ecke geworfen. Angeblich ist sie erschöpft, weil sie ihr Flugzeug verpasst hat und 800 Kilometer mit dem Bus nehmen musste, was sie 28 Stunden gekostet hat.

In einem anderen Raum des farbig getönten Kontinuums steht ein Bäcker aufrecht am Tisch, beim Teigausrollen wippt er vor und zurück. Zwei Räume weiter sitzt Sissis Schwager am Schreibtisch und performt Queersein als Thema – offenbar war der Leidensdruck zu Kaisers Zeiten nicht geringer als heutzutage.

Laure Prouvost, „Metal Yoga Man – Together we are reflective, zu sehen in der Philara-Schau. Foto: VG Bild-Kunst, Bonn/Philara Collection, Düsseldorf/Kai Werner Schmidt

Außer der Vielzahl an mechanisierten Puppen gibt es ein Video, in denen grell geschminkte Menschen eine Sittenkomödie aufführen. Die verfilmte Performance ist anspruchsvoll, wir müssen uns gedanklich in eine Heilanstalt begeben und viel von Frauen verstehen.

An dieser kleinen Aufzählung sieht man schon, was derzeit los ist in Gil Bronners Privatmuseum, was bis zum nächsten Sommer im ganzen Haus präsentiert wird, Sammlung, Leihgaben und vor Ort entstandene Arbeiten, um im besten Sinne die Puppen tanzen zu lassen.

Außerdem wurde die tief in die Seele blickende Konzeption das Düsseldorfer Marionettentheater einbezogen, dessen Leitung nicht nur Experten vor Ort sind und die Puppen ausgeliehen haben, sondern beraten und am Eröffnungstag die Marionetten zu den Menschen brachten.

Mensch und Marionette ist gar nicht so weit entfernt voneinander, schaut man sich beispielsweise gedrillte Soldaten oder wieselige Mittelbauemporkömmlinge an. Wie von fremden Mächten unsichtbar gezogen fühlen sich manche Zeitgenossen noch, wenn sie groß sind.

Heinrich von Kleist sprach in seinem Text „Über das Marionettentheater“ von Marionetten als unbeschwerten Vehikeln. Diese stellen für die Künstler Spielaufforderungen dar, Anlass eigene Geschichten zu erzählen in voller Maske, perfekt verkleidet.

Und so sind die Puppen geniale Partner zur Stressbewältigung, bieten Projektionsflächen, befördern das individuelle Konfliktlöseprogramm. Wenn Kinder die Wahrheit nicht aussprechen, sondern nur ihrer Puppe erzählen, so ist für Erwachsene die Marionette immer noch ein köstliches Spiel rund um Wahrheit und Lüge, bei dem sämtliche Ventile geöffnet werden können.

Statt Kasper und Krokodil, Hänneschen und Hexe geht die bildende Kunst dabei verschlüsseltere Wege, erfindet geheimnisvolle Bilder, Formen, Skulpturen – auch Schattenspiele, ein Klassiker, der in dieser Ausstellung eine große Rolle spielt.

Am Rande haben die Kuratorinnen noch ein paar große Namen versammelt wie die gerade verstorbene Rebecca Horn mit blauen Schmetterlingen, wie Hans-Peter Feldmann mit seinem Puppendrehteller, wie Günter Weselers atmende Fellobjekte oder Dan Grahams kostbaren Paravent.

Eine kleine Zeichnung von Hedda Schattanick im Obergeschoss zeigt eine „Muskelhand“ und geradezu meisterhaft, wie einem die Angst aus dem Körper kriechen kann. Was mit Puppen weniger zu tun hat, dem Ausstellungsparcours indes guttut.

Nichts ist so frei wie das Spiel. Daher ist die Ausstellung geeignet, über die Mechanismen und Bilderkraft des Figurentheaters in Echtzeit auf das Welttheater zu schauen.

Hans Schäfer

Als Experte und leidenschaftlicher Autor für die Webseite Haren Suche bin ich Hans stets bemüht, die neuesten Nachrichten mit strenger Objektivität zu präsentieren. Mit einer tiefen Leidenschaft für das Zeitgeschehen und einer scharfen Analysefähigkeit sorge ich dafür, dass die Leser stets gut informiert sind. Meine Artikel sind präzise, gut recherchiert und bieten einen Einblick in die aktuellen nationalen Ereignisse. Durch meine langjährige Erfahrung und mein Engagement für die Wahrheit bin ich stolz darauf, Teil eines so angesehenen Nachrichtenportals zu sein.

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