Ein wundersames Buch für Harald Naegeli präsentiert im Heine Haus

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Ein wundersames Buch für Harald Naegeli präsentiert im Heine Haus

Am Donnerstag, den 20. Oktober 2022, findet im Heine Haus in Düsseldorf ein einmaliges Literaturereignis statt. Zum ersten Mal wird das lang erwartete Buch über den Leben und Werk des Schweizer Künstlers Harald Naegeli vorgestellt. Das Buch, das von einem Team von Experten recherchiert und geschrieben wurde, bietet einen tiefen Einblick in das Schaffen des Künstlers und seine bedeutendsten Werke. Die Präsentation wird von einer Ausstellung begleitet, die einen Querschnitt durch Naegelis Schaffen zeigt. Wir freuen uns auf einen Abend voller Kunst, Kultur und Inspiration!

Buchpräsentation: Harald Naegeli erzählt von seinem Leben als 'Sprayer von Zürich'

Mehr als ein Drittel seines Lebens hat der Sprayer von Zürich in Düsseldorf verbracht. Vom Limmat an den Rhein gekommen ist er als Exilant, als Verfolgter. Harald Naegeli - der schweizerdeutsche Name bedeutet tatsächlich Nägelchen – hatte sich in seiner Geburtsstadt strafbar gemacht, war verfolgt und sogar inhaftiert worden.

Kürzlich ist ein feiner Band erschienen, mit Text und Interviews des inzwischen 84-jährigen Künstlers. Das schöne Buch wurde jetzt im Heine-Haus vorgestellt. Naegeli selbst konnte nicht kommen, inzwischen reist er kaum noch. Er hatte aber eigens für die Lesung Postkarten signiert, die an die Besucher verteilt wurden.

Ein inspirierendes Buch mit dem Titel Den Vogelflug, die Wolkenbewegung, isst man auch nicht mit dem Zollstock!

Ein inspirierendes Buch mit dem Titel Den Vogelflug, die Wolkenbewegung, isst man auch nicht mit dem Zollstock!

Aus der Schweiz angereist waren aber Anna-Barbara Neumann und der Zürcher Journalist Urs Bühler, die beiden Herausgeber des Buches. Die Moderation dieses aufschlussreichen Gesprächs hatte RP-Kulturchef Lothar Schröder übernommen.

Anna-Barbara Neumann als Geschäftsführerin der Harald-Naegeli-Stiftung verwaltet das umfängliche Werk des Künstlers und besucht ihn beinahe täglich. Er sei immer noch ein rastloser Zeichner seiner Welt, erzählte sie. In Zürich begebe er sich an Plätze, von denen aus die Landschaft eine starke Wirkung auf seine Striche und seine zahlreichen Skizzen erziele.

Das Buch ist selbst ein Kunstwerk, da war man sich einig. Neben fast 200 Bildern und Zeichnungen enthält es auch zahlreiche Texte von Naegeli selbst. Man wollte damit den Zeichner als Wortkünstler erscheinen lassen, hieß es von den Herausgebern.

Die Geschichte des Sprayers von Zürich

Naegelis glücklichste Zeit begann Ende der siebziger Jahre, als er nachts mit einer Spraydose durch die Straßen Zürichs schlich und überall dort, wo der Beton ihm besonders hässlich erschien, seine Strichfiguren hinterließ. Meine Figuren sind in ihrer fröhlichen Existenz das Gegenteil von den Orten, wo sie stehen, erzählte er später.

Für den Beginn der Arbeit des Sprayers von Zürich findet sich in dem Band eine vom Autor selbst kolportierte Legende. Bei einem seiner vielen Ausstellungsbesuche habe ihn Till Eulenspiegel aus einem Bild angeschaut. Diabolisch und schalkhaft habe er ihn ermuntert, auf betonierte Hässlichkeit zu reagieren: Dann ist vielleicht eine kleine Sprayzeichnung gefällig, habe er ihm ins Ohr geflüstert.

Weil das natürlich verboten war, wurde Naegeli zum Schnellsprayer. Bald reichten ihm drei Sekunden, eine lebensgroße Figur zu erschaffen.

Spät, aber mit typisch schweizerischer Gründlichkeit, kam es zu einer Zürcher Rehabilitierung des Künstlers. Vor sechs Jahren durfte er sogar die Türme des Grossmünsters mit den Skeletten seines Totentanzes besprühen. Lange hatte Naegeli für diese Wandbilder gekämpft, so Urs Bühler, der Naegeli oft interviewte.

Allerdings: Naegeli erhielt kein Honorar und durfte die Stadt auch sonst nichts kosten. Die Wandflächen im Grossmünster wurden zudem so präpariert, dass die Figuren wieder entfernt werden können. In vier Jahren sollten sie verschwinden. Davon ist inzwischen glücklicherweise keine Rede mehr.

Info: Urs Bühler und Anna-Barbara Neumann (Hg.): Den Vogelflug, die Wolkenbewegung misst man auch nicht mit dem Zollstock! Der Sprayer von Zürich. Texte und Gespräche 1979–2022. Nimbus-Verlag, 272 Seiten, 36 Euro

Andreas Bauer

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