Jenseits des Zwecks: Wenn Wildtierbrücken für Rehe und Füchse zu teuer sind
Die Errichtung von Wildtierbrücken soll den Tieren helfen, sich sicher durch die Landschaft zu bewegen. Doch wenn die Kosten für solche Brücken in die Höhe schießen, stellt sich die Frage, ob sie noch ihrem ursprünglichen Zweck dienen. In Deutschland gibt es bereits viele Beispiele für solche Brücken, die speziell für Rehe und Füchse gebaut wurden. Doch wie sinnvoll sind diese Investitionen wirklich? Wir werfen einen Blick auf die Kosten-Nutzen-Analyse und fragen uns, ob es nicht andere, effizientere Möglichkeiten gibt, um den Tieren zu helfen.
Wildtierbrücken: Millionen Euro in den Sand?
Der Bundesrechnungshof hat in seinem Bericht klare Worte gefunden: Unnötig aufwendig, in Konstruktion und Gestaltung oftmals überzogen sowie gebaut an nicht oder wenig geeigneten Standorten. Die Rechnungsprüfer beklagen bereits seit längerem, dass sogenannte Wildtierbrücken in Deutschland oftmals keinen Nutzen haben und Millionen Euro in den Sand gesetzt werden.
Bau von Wildtierbrücken: Rechnungshof kritisiert große Ausgaben und fehlende Notwendigkeit
Kürzlich beschäftigte sich auch der Rechnungsprüfungsausschuss des Bundestages erneut mit dem Thema. Der Vize-Vorsitzende des Gremiums, Leon Eckert (Grüne), sagte unserer Redaktion, grundsätzlich unterstütze man den Bau von Wildtierbrücken. Im Fokus stünden aber die fehlerhaften, ungenügenden Wirtschaftlichkeitsberechnungen, die der Rechnungshof schon mehrfach beklagt habe. Die Konsequenz: Für die Wildtierbrücken hat der Rechnungsprüfungsausschuss eine ordentliche Variantenuntersuchung und Wirtschaftlichkeitsberechnung eingefordert, so Eckert.
In dem Bericht der Behörde heißt es, Bundesfernstraßen würden Lebensräume von Wildtieren zerschneiden. Diese Folgen sollen Wildtierbrücken mildern. Seit dem Jahr 2017 habe man aber in mehreren Ländern die Planung und den Bau von insgesamt 35 Wildtierbrücken geprüft. Mit einer schlichteren Konstruktion, einer weniger aufwendigen Gestaltung und einer geringeren Breite hätte man mindestens zwölf Millionen Euro einsparen können, so die Experten.
Der Bundesrechnungshof hat festgestellt, dass die Straßenbauverwaltungen die Notwendigkeit von Wildtierbrücken oftmals nicht nachwiesen. Man habe daher das Verkehrsministerium aufgefordert, solche Bauten nur noch dann zu finanzieren, wenn sie nachweislich notwendig und wirtschaftlich sind.
Aus dem Ressort von Minister Volker Wissing (FDP) heißt es nun, die vorgebrachten Einwände würden derzeit geprüft. Das Ministerium habe eine Arbeitsgruppe eingerichtet mit dem Ziel, die Anforderungen zum Beispiel im Zusammenhang mit dem Bau von Wildtierbrücken an Bundesfernstraßen systematisch zu evaluieren und zu konkretisieren. Die Arbeit der Arbeitsgruppe dauert zurzeit noch an, so eine Sprecherin zu unserer Redaktion.
Da Querungshilfen der Vernetzung von Lebensräumen und der schadlosen Querung von Wildtieren über Straßen dienten, habe man zudem ein entsprechendes Merkblatt zur Anlage der Brücken überarbeitet. Dadurch wird die praktische Umsetzung effizienter gestaltet und auch Aspekte der Wirtschaftlichkeit werden angemessen berücksichtigt, so die Sprecherin.
Laut Tierschutzbund existieren nach Schätzungen des WWF rund 100 solcher Grünbrücken in Deutschland. Aufgrund der stetig zunehmenden Zerschneidung der Lebensräume von Wildtieren, die auch durch den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur immer weiter zunehme, sind Wildtierbrücken für Rehe, Hirsche, Wildschweine, Füchse, Wölfe, Luchse aber auch für Amphibien und Reptilien überlebenswichtig, um Straßen oder Bahngleisen unbeschadet überqueren zu können, so Sprecherin Nadia Wattad zu unserer Redaktion. Jedes Jahr kämen trotzdem Hundertausende von Wildtieren im Straßenverkehr ums Leben.
Für den Tierschutzbund ist somit klar: Da die Dichte und Bebauung von Landflächen für das Straßennetz zunehme bei gleichzeitigem Flächenschwund seien Offensiven für mehr Wildtierbrücken immens wichtig.
Schreibe einen Kommentar