Jüchen: Harald Nadler gibt die Hochseefischerei für Kunst und Liebe auf

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Jüchen: Harald Nadler gibt die Hochseefischerei für Kunst und Liebe auf

Die Nachricht schockierte die gesamte Fischereigemeinde in Jüchen: Harald Nadler, ein langjähriger Hochseefischer, hat entschieden, seine Karriere auf See aufzugeben. Doch der Grund für diesen Schritt ist nicht, wie man vielleicht annehmen würde, ein wirtschaftlicher oder gesundheitlicher. Nein, Nadler hat sich für eine völlig neue Herausforderung entschieden. Er will fortan seine Leidenschaft für die Kunst und die Liebe verfolgen. Wir berichten über die Gründe, die hinter dieser überraschenden Entscheidung stehen und was Nadler für die Zukunft plant.

Kunst und Liebe treiben den ehemaligen Hochseefischer an

Der 82-jährige ehemalige Hochseefischerei-Kapitän Harald Nadler ist in Jüchen-Neuenhoven vor Anker gegangen – und zwar der Liebe wegen. Auch wenn er sein Heimatdomizil auf Usedom behält, fühlt sich der Künstler in Jüchen ebenfalls wohl und angenommen.

Harald Nadler setzt neue Kurse als Künstler in Jüchen

Harald Nadler setzt neue Kurse als Künstler in Jüchen

Er fotografiert mit einem feinen Blick für bedeutsame Szenen und malerische Hintergründe und schafft Skulpturen, die im heimischen Garten am Wasser und im „Unterholz“ geheimnisvoll ihrer Entdeckung harren. Zu Sphinx-Wesen aus Mensch und Tieren hat ihn die afrikanische Kunst inspiriert. Und immer wieder tauchen Fische in seinen Skulpturen und Gemälden auf.

Zur regionalen Kunstszene hat Harald Nadler gute Kontakte. Er besucht die Ausstellungen, zuletzt etwa im Nikolauskloster, oder die Schau der Jüchener Künstlerinnen rund um Waltraud Hilgers. „Da waren tolle Sachen dabei, vor allem die von Frau Hilgers haben mir gefallen“, sagt der Kunstkenner.

Der jährige Künstler kapituliert nicht vor den Wellen der Liebe und Kunst

Für seine in Norwegen lebende, ebenfalls künstlerisch begabte Tochter Jördis, hat er sogar ein Gemälde einer heimischen Malerin erworben. Info: Harald Nadler wurde 1942 in München geboren, wo er bis 1958 lebte. Er zog dann mit seiner Mutter in deren Heimat Pommern. Er lebte in Rostock und auf Usedom, seit 2012 in Jüchen-Neuenhoven.

Beruflicher Werdegang: Ausbildung zum Hochseefischer bis zum Kapitän, ab 1972 Heimerzieher, ab 1992 Sozialarbeiter. Künstler: Seit der Kindheit Beschäftigung und Förderung im Zeichnen und Malen, Fortbildung unter anderem zwei Jahre an der Kunstakademie Rostock. Seine Schaffensbereiche sind Malerei, Bildhauerei und Fotografie.

Nadler ist zwar Autodidakt, er hat aber in der ehemaligen DDR, wo er in Rostock lebte, eine fundierte Ausbildung als Künstler erfahren. Unter dem Titel „Vom Meer zum Rhein“ präsentierte er seine Fotografien im Finanzministerium des Landes NRW in Düsseldorf, er stellte im Schloss Stolpe auf Usedom, im Marienhospital in Düsseldorf und schließlich auch in Jüchen aus.

An diese Zeiten möchte er gerne wieder anknüpfen, allerdings wurden seine Atelierräume im Keller bei einem Starkregen überflutet. Vieles, aber nicht alles konnte gerettet werden. „Das ist mein Leben“, blickt er zugleich traurig auf die zerstörten Kunstwerke, aber andererseits voller Energie für neues kreatives Schaffen auf seinen Atelierbestand und seine Kunstsammlung.

In Bayern, auf dem Lande aufgewachsen, entdeckte er früh seine Liebe zur Natur und zur Kunst. Michelangelos „Pietà“ und die Lebensgeschichte des Künstlers in einem Buch begleiteten ihn auf hoher See als Kapitän. Er lernte die Welt kennen und erfuhr zugleich Inspirationen für seine Werke.

Zur Familiengründung ging Nadler schließlich in Rostock an Land. Er wurde Heimerzieher und Betreuer für drogenabhängige junge Menschen. In dieser Zeit erlebte Nadler viel Schicksalhaftes mit. „Ich hatte da auch mit Banditen zu tun“, schildert er die harte Sozialarbeit, für die er sich aber ganz bewusst entschieden hatte.

So erschreckte ihn der viel zu frühe Drogentod eines Jugendlichen, den Nadler in einem anrührenden Gemälde mit dem Titel „Das Ende des Lebens“ mehr oder weniger verarbeitet hat. Er denkt bis heute daran.

Mit der Zeit der Wende hat sich der ehemalige DDR-Bürger ebenfalls künstlerisch auseinandergesetzt und das Zerbrechen seiner alten Lebenswelt in dem Gemälde „Das weinende Auge“ dargestellt. Auch Umweltthemen tauchen in seinen Bildern und Fotografien auf. So hat er dem Hering malerisch ein Denkmal gesetzt, um die Überfischung in den Meeren der Welt anzuprangern.

„Die Überfischung war auch ein Grund dafür, dass ich mit der Seefahrt aufgehört habe“, blickt der 82-Jährige zurück. Sein bis heute ausgeprägtes soziales Gewissen, die Hoffnung auf eine gerechtere und freiere Welt hat Harald Nadler in einem imposanten Gemälde schon 1982 festgehalten.

Zehn Jahre später überarbeitete er das symbolträchtige Bild mit einer Toten- und Clownsfratz, NS-Zeichen, Hitler-Schnauzer und einem großen „I“ für Imperialismus. „Erschreckend, wie aktuell dieses Bild wieder geworden ist, angesichts von Faschismus und Rassismus in unserer heutigen Welt“, beklagt der Künstler.

Zu DDR-Zeiten konnte Nadler seine Werke etwa bei der Leistungsschau der Rostocker Künstler präsentieren. Im Heinrich-Mann-Club in Rostock waren seine Werke zu sehen. Nadler war Mitglied in Künstlerzirkeln und hatte prominente Vorbilder und Mentoren.

Nach Jüchen zog Harald Nadler im Jahr 2012 in das Haus seiner Lebensgefährtin. 2015 gehörte er zu den Künstlern der Ausstellung in der Peter-Giesen-Halle. Beim Bund für Umwelt- und Naturschutz in Jüchen beteiligte sich Nadler 2016 an der Fotoausstellung „Plädoyer für den Baum“. Er gehörte zu den Preisträgern.

Schätzen gelernt hat er auch die örtlichen Künstler Renate Fellner (Malerei, Skulpturen und Literatur) und Rachel Booshammer (Fotografie). Der ehemalige Seemann sagt voller Elan: „Sobald ich nach der Kellerüberflutung klar Schiff gemacht habe, lege ich künstlerisch wieder los.“

Derweil kann er es aber ohnehin nicht lassen, bei seinem Streifzügen in der heimischen Natur gemeinsam mit seinem neugierigen, kleinen Dackel „Jannik“ so manch ein Fotomotiv festzuhalten.

Jochen Müller

Ich bin Jochen, Redakteur der Webseite Haren Suche, einer nationalen Zeitung für das Zeitgeschehen. Mit strenger Objektivität bringe ich meinen Lesern die neuesten Nachrichten. Meine Leidenschaft für präzise Berichterstattung spiegelt sich in meinen Artikeln wider, die auf Fakten basieren und einen neutralen Blick auf aktuelle Ereignisse bieten. Als Journalist strebe ich danach, meine Leser stets informiert zu halten und ihnen eine fundierte Perspektive auf das Geschehen zu bieten.

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