Kommentar: Die Vogelgrippe und die richtigen Lehren aus der Corona-Pandemie - Was wir aus der Vergangenheit lernen können
Die Vogelgrippe breitet sich rapide aus und wirft Fragen über die Fähigkeit unserer Gesundheitssysteme auf, mit solchen Krisen umzugehen. Die Corona-Pandemie hat uns gezeigt, dass die Vorbereitung auf solche Ereignisse von entscheidender Bedeutung ist. Doch haben wir aus der Vergangenheit gelernt? Wir müssen unsere Strategien überdenken und die richtigen Lehren ziehen, um für die Zukunft besser gerüstet zu sein. In diesem Kommentar werden wir die wichtigen Erkenntnisse aus der Corona-Pandemie aufarbeiten und diskutieren, wie wir diese auf die aktuelle Vogelgrippe-Krise anwenden können.
Vogelgrippe: Was wir aus der Corona-Pandemie lernen können
Zum vierten Mal ist in den USA ein Mensch an Vogelgrippe erkrankt, nachdem er Kontakt mit infizierten Milchkühen hatte. Auch aus anderen Ländern werden Fälle gemeldet, wenngleich noch keine in Europa. Doch das, wissen wir seit Corona, dürfte nur eine Frage der Zeit sein.
Die einen sind besorgt. Die anderen tun solche Nachrichten als Panikmache ab und sehen bereits wieder eine große Verschwörung am Werk. Umso wichtiger sind Fakten. Gewiss: Die infizierten US-Bürger haben nur leichte Symptome, noch ist die Zahl überschaubar. Und einen ersten Impfstoff gibt es auch.
Andererseits mahnen Virologen wie Christian Drosten: Das könne der Anlauf zu einer nächsten Pandemie sein, alle Fachleute seien besorgt. Experten warnen seit Jahren, dass Zoonosen - also Krankheiten, die von Tieren auf Menschen übergehen - sich ausbreiten, was durch die Globalisierung begünstigt wird.
Das Vogelgrippe-Virus hat es bereits geschafft, auf Säugetiere und Kühe überzugehen. Was, wenn sich Menschen auch bei anderen Menschen anstecken können? Was, wenn sich die Vogelgrippe mit anderen Influenza-Formen kombiniert? Es geht jetzt nicht darum, Unruhe zu verbreiten, sondern die richtigen Schlüsse zu ziehen.
Dieses Mal können Bevölkerung und Politik nicht sagen, sie wüssten nicht, was eine Pandemie ist. Drei Maßnahmen gehören nun auf die To-do-Liste jeder Regierung: informieren – vorbeugen – richtig reagieren.
Um eine Gefahr einschätzen zu können, muss man sie erst einmal kennen. Deshalb würde es viel Sinn machen, das Abwassermonitoring in ausgewählten Klärwerken, das uns weiter zuverlässig die Corona-Viruslast anzeigt, auch auf Vogelgrippe-Viren auszuweiten. Ein simples wie zielführendes Mittel, um zu erfahren, wie weit die Vogelgrippe bereits ist.
Zum Vorbeugen gehört es zum einen, die Ansteckungen im Keim zu ersticken, wie es auf den Farmen in den USA auch bereits versucht wird. Zum Vorbeugen gehört auch das impfen. Anders als bei Corona gibt es bereits Impfstoffe, auch wenn noch offen ist, wie gezielt sie wirken. Finnland geht hier voran und lässt nun Arbeiter auf Geflügelfarmen impfen.
Irritierend ist, dass sich Deutschland nicht einer Gruppe von EU-Staaten angeschlossen hat, die gerade Vogelgrippe-Impfstoffe im großen Stil geordert haben. So lange es noch kein Problem gibt, ist die Beschaffung Sache der Bundesländer. Dieser Impf-Föderalismus ist nicht überzeugend.
Richtig reagieren heißt, es nie wieder so weit kommen lassen wie bei Corona. Nie wieder darf der Staat Schulen und Kitas schließen, weil er anders eine Virus-Pandemie nicht in den Griff zu bekommen glaubt. 2020 haben Bund und Länder einseitig einer ganzen Generation Bildungs- und Entwicklungschancen geraubt, um einseitig die Älteren zu schützen. Das war und ist unverzeihlich.
Was man aber erwarten kann, ist, dass der Staat sich vorbereitet - und rechtzeitig Masken, Kittel, Pläne beschafft. Von der kleinlichen Ex-Post-Kritik der Rechnungsprüfer sollte er sich dabei nicht beeindrucken lassen. Wer sich mit kühlem Kopf jetzt aufstellt, kann die nächste Pandemie womöglich gleich im Keim ersticken.
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