Neuartige Grippe-Epidemie? Wie groß ist das Risiko einer Vogelgrippe-Ausbreitung bei Menschen?

Neuartige Grippe-Epidemie? Wie groß ist das Risiko einer Vogelgrippe-Ausbreitung bei Menschen?

Die Vogelgrippe ist ein Thema, das in den letzten Jahren immer wieder für Besorgnis sorgt. Mit der Frage, ob es sich um eine neuartige Grippe-Epidemie handelt, beschäftigen sich Experten und Forscher weltweit. Die Ausbreitung der Vogelgrippe von Tieren auf Menschen ist ein Szenario, das niemand gerne sieht, aber aller Voraussicht nach könnte es eintreten. Doch wie groß ist das Risiko wirklich? Wir werfen einen Blick auf die aktuellen Entwicklungen und Forschungsergebnisse, um die Frage zu beantworten, ob wir uns vor einer Vogelgrippe-Epidemie bei Menschen fürchten müssen.

Die Vogelgrippe: Eine neue Bedrohung?

Kaum ist die Corona-Pandemie vorbei, da alarmiert die Vogelgrippe. Virologen wie Klaus Stöhr und Christian Drosten warnen vor dem Risiko einer Ausbreitung der Vogelgrippe auf Menschen.

Was ist die Vogelgrippe?

Die Vogelgrippe, auch aviäre Influenza genannt, ist eine Erkrankung durch Influenza A-Viren, die ursprünglich bei Vögeln auftrat. Mittlerweile wurde sie auch bei anderen Tieren festgestellt, wie Katzen, Mäusen, Alpakas und Milchkühen.

Die Viren können unter bestimmten Umständen auch Erkrankungen bei Menschen hervorrufen, was ebenfalls als Vogelgrippe bezeichnet wird, so das Robert-Koch-Institut (RKI).

Wo ist die Vogelgrippe aktuell?

In Asien und Amerika gibt es H5N1-Fälle bei Tieren und Menschen. Seit März breiten sich in den USA Infektionen unter Milchkühen aus.

Der in den USA bei Rindern gefundene Stamm ist in Europa noch nicht nachgewiesen worden, obwohl das FLI bereits Screeninguntersuchungen durchführt, betont Jan-Malte Wichern von der Landwirtschaftskammer NRW.

Kann die Vogelgrippe auch nach Deutschland kommen?

Ja. Die wahrscheinlichsten Einschleppungswege für das amerikanische H5N1-Virus nach Deutschland sind der Handel mit Rindern und kontaminierten Rinderprodukten aus Betrieben in den USA, warnt das FLI.

Wie gefährlich ist die aktuelle Vogelgrippe für Menschen?

Man teile die Einschätzung, dass die Gefahr für die Bevölkerung in Europa und Deutschland weiter gering sei, so das RKI. Doch die Sorge der Virologen ist es, dass es - wie bei Corona - zur Übertragung von Mensch zu Mensch kommt oder dass sich H5N1-Viren mit denen der saisonalen Influenza kombinieren.

Sollte sich H5N1 von Mensch zu Mensch übertragen, wäre die Welt sehr wahrscheinlich erneut überfordert, warnte die frühere neuseeländische Premierministerin Helen Clark. Eine Vogelgrippe-Pandemie könnte potenziell noch katastrophaler sein als Corona.

Wie wird die Vogelgrippe auf Menschen übertragen?

Mit Blick auf den Stamm, der bei US-Rindern festgestellt wurde, betont die Landwirtschaftskammer, dieser werde vorwiegend über die Milch und nicht über Atemwege ausgeschieden. Wenn eine Infektion erfolge, dann über Rohmilch und nicht über die Luft.

Was sind Symptome der Vogelgrippe bei Menschen?

Die Krankheit beginnt meist mit Fieber, gefolgt von Husten und Atembeschwerden bis hin zu Atemnot. Es kann auch zu Durchfall und Erbrechen kommen. Im weiteren Verlauf kann sich eine Lungenentzündung entwickeln, die zu Lungenversagen führen kann, heißt es bei Österreichs Gesundheitsministerium.

Gibt es eine Impfung für die Vogelgrippe?

Ja. Finnland plant bereits eine Impfkampagne für Personen mit hohem Risiko - wie Geflügelzüchter, Arbeiter auf Pelzfarmen, Tierärzte, Forscher. Die britischen Pharmafirmen Seqirus und GSK stellen den Impfstoff her.

Wie kann man bei Vogelgrippe vorbeugen?

Grundsätzlich gilt: Keine Rohmilch, sondern nur pasteurisierte Milch trinken und Fleisch gut durchgaren. Das Loeffler-Institut betont, dass Influenza A-Viren bei Erhitzen auf 63 bis 71 Grad inaktiviert werden.

Der Grünen-Politiker Janosch Dahmen fordert, das Abwassermonitoring, bei dem allein in 14 NRW-Klärwerken die Coronaviren-Last gemessen wird, auf H5N1-Viren auszuweiten und Notfallpläne für die Impfstoff-Beschaffung aufzustellen.

Ist die Vogelgrippe heilbar?

Die Verläufe bei den aktuellen Infektionen von Menschen waren nicht bedrohlich. Gegen Viruserkrankungen helfen naturgemäß keine Antibiotika. Als antivirale Akutmedikamente können zum Beispiel Baloxavir, Oseltamivir oder Zanamivir eingesetzt werden, so das Science Media Center.