Prostitution in Deutschland: Experten debatten über Sexkauf-Verbots-Möglichkeit
In Deutschland wird die Prostitution seit Jahrzehnten kontrovers diskutiert. Nun machen Experten Druck für eine mögliche Gesetzesänderung. Im Fokus steht die Frage, ob der Sexkauf in Deutschland komplett verboten werden sollte. Anhänger einer solchen Regelung argumentieren, dass die Prostitution Frauen ausbeutet und zu Menschenhandel beiträgt. Andere warnen dagegen vor einer Verschleierung der Prostitution und einer Zunahme von Kriminalität, wenn die Prostituierten in den Untergrund gedrängt werden. Die Experten debattieren nun über die Vor- und Nachteile eines Verbots und suchen nach einer Lösung, die sowohl die Sicherheit der Prostituierten als auch die Interessen der Gesellschaft berücksichtigt.
Experten streiten über Sexkauf-Verbot-Möglichkeit in Deutschland
Die Diskussion über das sensible Thema birgt viel Zündstoff. Das zeigen schriftliche Stellungnahmen, die der Bundestag vorab zu einer öffentlichen Anhörung im Familienausschuss an diesem Montag veröffentlicht hat.
Diskussion über Prostitution in Deutschland: Experten setzen sich für oder gegen Sexkauf-Verbot aus
Die Befürworter des sogenannten nordischen Modells, das die Bestrafung von Freiern und die Schließung von Bordellen vorsieht, sehen darin das wirksamste Mittel gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution. Die Gegner rechnen bei einer Anwendung dieses Modells in Deutschland mit einem Abdriften von noch mehr Prostituierten in die Illegalität.
Nach dem zuerst in Schweden eingeführten Modell ist der Kauf sexueller Dienstleistungen illegal, der Verkauf von Sex bleibt dagegen straffrei. Prostituierte erhalten Hilfe, um sich eine neue Existenz aufzubauen.
Claire Quidet von der Nid-Bewegung, die sich in Frankreich um Prostituierte kümmert, hält in ihrer Stellungnahme für den Ausschuss fest: „Unserem Verein ist es durchaus bewusst, dass einige Menschen ihr Recht einfordern, in der Prostitution tätig sein zu dürfen.“ Man müsse sich aber die Frage stellen, ob man wirklich in einer Gesellschaft leben wolle, in der „weiterhin die Sexualität von Männern den Rahmen vorgibt“.
Die ebenfalls als Sachverständige eingeladene Psychotherapeutin Brigitte Schmid-Hagenmeyer verweist auf das enorme Ausmaß der Gewalt in der Prostitution. Die Wahrscheinlichkeit, eine posttraumatische Belastungsstörung zu entwickeln, sei für Prostituierte mehr als doppelt so hoch wie für Kriegsopfer.
Der Polizeipräsident von Duisburg, Alexander Dierselhuis, geht davon aus, „dass die Bekämpfung der Rotlicht-Kriminalität mit einem Sexkauf-Verbot deutlich erfolgreicher gestaltet werden dürfte als dies bisher der Fall ist“.
Der Verein Neustart, der Frauen in der Prostitution in Berlin Unterstützung anbietet, spricht sich ebenso für das nordische Modell aus. Er bilanziert, das 2017 in Kraft getretene Prostituiertenschutzgesetz habe das Ziel, Frauen vor Ausbeutung, Gewalt und Zuhälterei zu schützen, verfehlt.
Gegen den Antrag der Union positionieren sich der Deutsche Städtetag und die Gewerkschaft der Polizei. Die Berliner Anwältin Margarete Gräfin von Galen hält ein Sexkauf-Verbot für verfassungswidrig. Sie schreibt: „Wenn es Missstände gibt, müssen die Länder mehr Mittel für den Vollzug der bestehenden Gesetze bereitstellen.“
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