Die Tartan Army übernimmt München
Es gibt da diese kuriose Szene, die ganz gut ausdrückt, wie nah Leidenschaft, Euphorie und der totale Absturz in diesen Tagen liegen. Da ist dieser Mann mit seinem Dudelsack. Er pfeift buchstäblich aus dem letzten Loch. Die Menge grölt und stimmt zum gefühlt millionsten Mal an diesem Abend Flower of Scotland an, so etwas wie die inoffizielle Nationalhymne des Landes.
Plötzlich kippt der Mann an der Sackpfeife nach hinten weg. Für einen kurzen Moment ist es still, dann geht die Party weiter, ein anderer übernimmt den Einpeitscher.
Die Schotten erobern München
Seit Donnerstag bereits ist München fest in der Hand der sogenannten Tartan Army – so werden die Fans der schottischen Nationalmannschaft genannt. Es sind viele, sie können laut singen und sie haben großen Durst. So großen, dass einige schon nach wenigen Stunden auf der Strecke bleiben. Die Rettungskräfte sind im Dauereinsatz um hier und da im Stadtgebiet Bravehearts einzusammeln.
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Viele Fans sind im traditionellen Kilt angereist, also einem Rock. Sie schmettern Scotland the Brave und Scots Wha Hae. Die Stimmung ist bis auf kleinere Zwischenfälle im Durcheinander der Gefühle friedlich.
Die Münchner EM-Arena erwartet die Schotten
Die Münchner EM-Arena, in der das Turnier am Freitagabend (21 Uhr) eröffnet wird, fasst 67.000 Fans. Erwartet werden in München bis zum Anpfiff mindestens so viele schottische Fans. Etliche noch ohne Ticket, bei dem überwiegenden Teil dürfte das auch so bleiben.
Es fühlt sich an, als ob die meisten Einwohner des Landes hier sind, sagt Schottlands Kapitän Andy Robertson. Wir brauchen diese Unterstützung und wir hoffen, dass sie die nächsten zehn, elf Tage genießen werden. Wenn wir so spielen, wie wir es können, können wir hoffentlich etwas länger in Deutschland bleiben.
Schottlands Nationaltrainer setzt auf Fan-Unterstützung
Nationaltrainer Steve Clarke setzt auf einen Schub durch die Fan-Unterstützung. Es ist toll für uns, zu wissen, dass sie alle hinter uns stehen werden, sagt der 60-Jährige. Wir hoffen, dass sich alle benehmen und Spaß haben werden.
In München geht es in der Vorrunde weiter am 19. Juni in Köln gegen die Schweiz und dann am 23. Juni in Stuttgart gegen Ungarn.
Ein schottischer Vater nimmt seinem Sohn die Schule ab
Ein schottischer Vater hatte seinen Sohn per E-Mail von der Schule abgemeldet. Darin erklärte er, dass er mit dem Nachwuchs eine Bildungsreise nach Deutschland unternehmen werde und der Trip solange gehen würde, wie die Schotten eben im Turnier seien. Iain Meiklejohn heißt der Mann und er ist mit seinem Sohn in der Szene eine kleine Berühmtheit geworden, immer wieder werden sie zu Selfies dazugebeten.
In München sind auch die Freunde Lennox, Jamie und Colin unterwegs. Sie haben eine Unterkunft in Schwabing gefunden. Eigentlich gehört zur Reisegruppe auch noch ein Vierter. Doch der ist bereits am ersten Tag abhandengekommen. Er hat sich direkt komplett abgeschossen, erzählt Jamie. Er hat sich zu anderen Kumpels von uns ins Hotelzimmer gelegt.
Bleibt abzuwarten, wie stabil die Konstitution ist, um zum Auftakt der Heim-EM auch weiter kräftig bei Stimme zu sein.
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