Selbstzerstörung im virtuellen Raum - Welche Rolle spielt das Internet bei der Entwicklung von Selbstverletzungen?

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Selbstzerstörung im virtuellen Raum - Welche Rolle spielt das Internet bei der Entwicklung von Selbstverletzungen?

Die Frage nach der Rolle des Internets bei der Entwicklung von Selbstverletzungen ist ein Thema von großer Brisanz. Im Zeitalter der Digitalisierung und des ständigen Online-Seins sind die Grenzen zwischen dem virtuellen Raum und der Realität zunehmend verwischt. Dieser Trend wirft Fragen auf, wie sich das Internet auf die psychische Gesundheit von Menschen auswirkt und ob es eine Korrelation zwischen Internetkonsum und Selbstverletzungen gibt. In diesem Artikel werden wir die möglichen Auswirkungen des Internets auf die Entwicklung von Selbstverletzungen untersuchen unddiskutieren, wie Eltern, Pädagogen und Gesellschaft gemeinsam dazu beitragen können, junge Menschen vor den Risiken des Internets zu schützen.

Selbstzerstörung im virtuellen Raum

Melanie Weymer (Name geändert) hat lange Zeit nicht gewagt, ihre Arme in der Öffentlichkeit zu zeigen. Selbst an heißen Tagen versteckte sie diese unter langer Kleidung. Doch in diesem Sommer war der erste seit vielen Jahren, in dem sie im T-Shirt zur Arbeit ging oder in ihrer Freizeit Tops trug. Dass Leute sie wegen der vielen Narben anstarrten, kann sie inzwischen aushalten.

„Ich wäre nur dankbar, wenn sie mich fragen würden, was da passiert ist.“ Die Arme der 31-Jährigen sind bedeckt von Narben, die alle von tiefen Schnitten mit Rasierklingen zeugen, die sich Weymer selbst zugefügt hat. Die junge Frau aus Nürnberg hat eine Borderline-Persönlichkeitsstörung - eine psychische Erkrankung, bei der Betroffene unter starken Gefühls- und Stimmungsschwankungen leiden.

Die versteckte Wirklichkeit

Die versteckte Wirklichkeit

Viele Betroffene verletzen sich selbst, um die innere Anspannung zu verringern. „Ich konnte nicht anders“, sagt Weymer rückblickend. Doch danach habe sie sich immer über sich selbst geärgert und unter Selbstvorwürfen gelitten. Anstieg seit der Corona-Pandemie Nichtsuizidales selbstverletzendes Verhalten (NSSV) nennen Fachleute es, wenn sich Menschen absichtlich verletzen.

Manche tun das einmal, manche immer wieder. Nicht immer steht eine Borderline-Störung dahinter. „Selbstverletzung ist primär Ausdruck von starkem emotionalem Leid oder Druck - und das kann natürlich im Rahmen fast jeder psychischen Erkrankung entstehen“, erläutert Michael Kaess, Direktor der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie in Bern.

Die dunkle Seite des Internets

Die dunkle Seite des Internets

Seit der Corona-Pandemie sei eine Zunahme zu beobachten, sagt Kaess. „Ein möglicher Treiber sind die sozialen Netzwerke.“ Wer öfter Inhalte zu Themen wie Traurigkeit oder Krise anklicke, bekomme immer mehr davon angeboten und gelange dann auch zu Inhalten, die sich mit Selbstverletzungen und Suizid beschäftigten.

Im Internet wird Selbstverletzung zu einer Art Wettbewerb. Zum Teil brüsteten sich Leute damit, dass sie wieder im Krankenhaus seien oder wie tief die Verletzung sei - und bekämen dafür Aufmerksamkeit, sagt sie. „Da entsteht eine Art Wettbewerb - so wie bei einer Challenge.“

Der Psychotherapeut Sascha Zuleger vom Klinikum Nürnberg hat auch von anderen Patientinnen und Patienten gehört, dass diese ähnliche Erfahrungen im Internet gemacht haben. Manche Menschen könnte das zum Nachahmen animieren, befürchtet er.

„Also die Idee, sich selbst zu verletzen, ist nicht mehr so weit hergeholt heutzutage wie vielleicht noch vor 20 Jahren. Zu dem Thema gibt es Blogs, Homepages und Foren, darüber wird geschrieben, gesprochen, gesungen und es werden Filme gemacht.“

Auf der anderen Seite kann das Internet aus Zulegers Sicht auch einen positiven Effekt haben, weil Betroffene dort Hilfe finden könnten und merkten, dass sie nicht alleine seien. „Das denken tatsächlich einige - und wenn die dann auf unsere Station kommen, sind sie überrascht, wie viele dieses Problem haben.“

Forschende der Universitäten und Universitätsklinika in Heidelberg, Karlsruhe, Landau/Koblenz, Mannheim, Neuruppin und Ulm haben deshalb ein Online-Programm entwickelt, das Jugendlichen und jungen Erwachsenen schnelle und flexible Hilfe bieten soll. 700 Betroffene haben sich daran beteiligt. Ob das Programm ihnen helfen konnte, müssen die Forschenden nun auswerten.

Die Daten dazu könnten Anfang 2025 vorliegen, sagt Kaess, der das Projekt koordiniert. Melanie Weymer hat seit fast einem Jahr nicht mehr ihre Haut mit Rasierklingen verletzt oder sich Verbrennungen an den Händen zugefügt. Sie hat gelernt, besser mit ihren Gefühlen und der Anspannung umzugehen. Sie spielt mit ihren Katzen, macht Yoga und liest viel zur Ablenkung.

„Ganz weg wird es nie sein“, gibt sie zu. Die Narben an ihren Armen will sie deshalb nicht mehr verstecken. „Diese gehören zu mir“, sagt sie. Das zu akzeptieren, sei auch Teil des Heilungsprozesses.

Martin Schmid

Mein Name ist Martin und ich bin Redakteur der Webseite Haren Suche. Als Journalist für die nationale Zeitung für das Zeitgeschehen, ist es meine Aufgabe, die neuesten Nachrichten mit strenger Objektivität zu präsentieren. Mit meiner Leidenschaft für die Fakten und einem scharfen Auge für Details, arbeite ich daran, unseren Lesern stets aktuelle und verlässliche Informationen zu liefern. Meine Berichterstattung ist geprägt von Genauigkeit und Neutralität, um sicherzustellen, dass unsere Leser stets informiert sind.

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