- Das toxische Schocksyndrom: Eine gefährliche Krankheit, die oft missverstanden wird
- Die natürliche Barriere des Systems
- Eintrittspforten für Erreger
- Der Fall in Japan
- Was passiert im Körper?
- Die Waffen der Toxine
- Das Superantigen
- Warum spricht man von der Tamponkrankheit?
- Maßnahmen zur Vorbeugung
- Symptome des TSS
- Behandlung des TSS
- Lage in Deutschland
Das toxische Schocksyndrom: Eine gefährliche Krankheit, die oft missverstanden wird
Die allermeisten Bakterien sind harmlos und kommen fast überall in der Natur vor. Bis zu 40 Prozent aller gesunden Menschen sind in ihrem Nasen-Rachenraum mit dem so oft angefeindeten Keim Staphylococcus aureus besiedelt. Doch wann werden Keime gefährlich?
Die natürliche Barriere des Systems
Das Bakterium macht in diesem Fall nichts, weil es eine natürliche Barriere des Systems gibt. Problematisch wird es, wenn diese Barriere nicht mehr funktioniert oder sogenannte Dispositionsfaktoren eintreten. Dazu zählen der Mangel an weißen Blutkörperchen im Rahmen einer Chemotherapie, angeborene oder erworbene Immundefekte (wie es ihn oft bei Diabetes mellitus gibt) oder Verletzungen der Haut- und Schleimhautbarriere durch Katheter und Venenverweilkanülen.
Eintrittspforten für Erreger
Gerade aber Wunden, Hautkrankheiten wie Neurodermitis oder Psoriasis und Geschwüre bilden wichtige Eintrittspforten für Erreger. Dann kann es zu einer Sepsis kommen, einer Blutvergiftung – und im schlimmsten Fall zu einem toxischen Schocksyndrom (TSS), das nicht selten tödlich endet.
Der Fall in Japan
In Japan gibt es derzeit ungewöhnlich viele Fälle, gerade unter jungen Leuten. Die Wissenschaft ist noch ziemlich ratlos, woran das liegt.
Was passiert im Körper?
Die Bakterien selbst sind nicht gefährlich. Sie setzen allerdings Giftstoffe frei, die – sofern sie in den Blutkreislauf gelangen – eine gefährliche Wirkung entfachen. Diese Giftstoffe nennt man Endo- oder Exotoxine. Verkürzt formuliert, liegt der Unterschied darin, dass die Toxine entweder beim Absterben der Bakterien auf deren äußerer Zellmembran freigesetzt oder bei lebenden Bakterien als Proteine abgesondert werden.
Die Waffen der Toxine
Weitere scharfe Waffen der Toxine beim TSS sind die vermehrte Bildung von Blutgerinnseln, die Organe systematisch schädigen. Außerdem stimulieren sie körpereigene Immunzellen und T-Zellen, was zu einer überschießenden, selbst toxischen Abwehrreaktion führen kann. Kurzum: Bei TSS putschen die Eindringlinge und die Abwehrtruppen einander hoch.
Das Superantigen
Beim TSS ist das Toxin ein sogenanntes Superantigen; bei den Bakterien Staphylococcus aureus und vor allem bei Streptococcus pyogenes ist die Sterblichkeit durch Superantigene besonders hoch.
Warum spricht man von der Tamponkrankheit?
Der Begriff Tamponkrankheit hat sich in den 1980-er Jahren eingebürgert, da besonders saugfähige Produkte auf den Markt kamen und viele Fälle während der Menstruation auftraten, als Frauen diese Tampons benutzten. Das Milieu in der Scheide ist für Bakterien ohnedies günstig. Es ist dort feucht und warm; sogar Staphylococcus aureus kann in der Vaginalflora zu finden sein, ohne dass direkt eine Krankheit ausbricht; man spricht dann von einer asymptomatischen Infektion.
Maßnahmen zur Vorbeugung
Um das Infektionsrisiko zu reduzieren, sollten allgemeine Infektionsschutzmaßnahmen und aktuelle Impfempfehlungen für die jeweiligen Altersgruppen beachtet werden. Der japanische Gesundheitsminister empfiehlt, dieselben Hygienevorkehrungen etwa gegen Streptokokken zu treffen wie gegen das Coronavirus.
Symptome des TSS
Anfangs sieht alles nach einer Grippe aus, vor allem wegen des hohen Fiebers (über 39 Grad Celsius) und der Schüttelfrost. Dann aber können sonnenbrandähnlicher Hautausschlag und Schwindel durch auffallend niedrigen Blutdruck (der den Schock begünstigt) hinzukommen.
Behandlung des TSS
Patienten sind krankenhauspflichtig und müssen womöglich auf die Intensivstation. Ein Tampon, ein Diaphragma und andere Fremdkörper müssen entfernt, Wunden saniert werden. Gegen die Bakterien und ihre Toxine werden anfangs Breitband-Antibiotika eingesetzt; die Keime werden dann allerdings schnell isoliert und labormedizinisch bestimmt, damit sich nicht durch falsche Antibiotikagabe Resistenzen bilden.
Lage in Deutschland
Das Robert-Koch-Institut hat den Verlauf unlängst in einem Epidemiologischen Bulletin beschrieben. Dort heißt es: Nach einem ungewöhnlichen Anstieg von Infektionen durch Gruppe-A-Streptokokken in Deutschland im Winter 2022/2023 wurde, nach einem Rückgang ab Sommer 2023, seit dem vierten Quartal 2023 wieder ein Anstieg von Nachweisen nicht-invasiver und invasiver Gruppe-A-Streptokokken verzeichnet.
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