Wölfe grüßen bei der EM: Was hilft, sind nicht Verbote und Verurteilungen, sondern Verständnis und Bildung
Die Europameisterschaft (EM) ist nicht nur ein sportliches Großereignis, sondern auch ein wichtiger Anlass, um über die Wolfspopulation in Europa nachzudenken. Während die einen die Rückkehr der Wölfe in unsere Mitte feiern, sehen andere sie als Gefahr für die Landwirtschaft und die Gesellschaft. Doch statt Verbote und Verurteilungen zu fordern, sollten wir uns auf Verständnis und Bildung konzentrieren. Nur durch die Förderung der Koexistenz zwischen Mensch und Wolf können wir langfristig erfolgreich sein.
Wölfe grüßen bei der EM: Verständnis und Bildung gegen Rechtsextremismus
Die Fußball-EM in Deutschland hat einmal mehr bestätigt, dass nationalistische Tendenzen in Europa steigen. Der Wolfsgruß türkischstämmiger Fans als Ausdruck rechtsextremistischer Ideologie hat neben anderen rechtsextremistischen Symbolen aus anderen europäischen Ländern irritiert und frustriert.
Viele Kommentare und Analysen haben in den letzten Tagen diese Irritation zum Ausdruck gebracht. Offen bleiben dennoch Lösungsansätze. Verurteilungen sind richtig und wichtig, lösen allerdings das Problem wachsender exklusivistischer Identitäten nicht. Auch sind Verbote ideologischer Symbole notwendig, das eigentliche Problem bleibt dennoch bestehen.
Anhänger extremistischer Gruppierungen setzen solche Verbote sogar dafür ein, um aus einer vermeintlichen Opferhaltung noch stärker zusammenzurücken. Ich will nicht behaupten, die Lösung zu kennen, möchte aber eine These für weitere Diskussionen in den Raum stellen: Deutschland benötigt eine neue Großerzählung über ein „Wir“, mit dem sich möglichst viele, wenn nicht alle, in der Bevölkerung identifizieren können.
Deutschland braucht eine neue Erzählung: Von der Vielfalt zu einer einheitlichen Identität
Diese neue Erzählung muss möglichst konkret sein und einen unmittelbaren Lebensbezug haben. Zum Beispiel hört sich die Rede von einer christlich-jüdisch-muslimischen Identität Deutschlands sehr sympathisch, allerdings sehr abstrakt an. Hinzu kommt, dass sich ein großer Teil der Bevölkerung weder als christlich noch jüdisch oder muslimisch definiert. Die religiösen Kategorien scheinen nicht weiterzuhelfen.
Und dennoch ist die Formel „Einheit in der Vielfalt“ eine nicht verhandelbare Grundlage für eine gelungene Großerzählung. Vielleicht wäre eine Großerzählung über eine zukünftige Vision Deutschlands 2050 denkbar. Diese soll klare Vorgaben zu Themen machen wie: Klimaschutz, soziale Absicherung, Ehrenamt, soziale und familiäre Solidarität, Frieden (auch auf individueller Ebene), Anerkennung von weltanschaulicher sowie ethnischer Vielfalt.
Unser Autor ist Professor für islamische Religionspädagogik an der Universität Münster. Er wechselt sich hier mit der katholischen Theologin Dorothea Sattler, der evangelischen Religionslehrerin Anne Schneider und dem Rabbi Alexander Grodensky ab.
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