Meerbusch schreibt Geschichte: Prozess gegen Betrüger aus Osterath

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Meerbusch schreibt Geschichte: Prozess gegen Betrüger aus Osterath

Ein aufsehenerregender Prozess hat begonnen: Ein Betrüger aus Osterath muss sich vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vorsätzliche Betrugsdelikte vor, die in der Vergangenheit in Meerbusch begangen wurden. Die Anklagebehörde hat umfassende Ermittlungen durchgeführt, um die Beweise gegen den Angeklagten zu sammeln. Nun sollen die Fakten in einem aufwendigen Verfahren geklärt werden. Die Gemeinde Meerbusch ist schockiert von den Vorwürfen und hofft auf eine umfassende Aufklärung. Der Prozess wird in den kommenden Wochen und Monaten für viel Aufsehen sorgen.

Urteilsverkündung in Osterath: Kaufmann Mohr für Betrug und Insolvenz verschuldet

Im Herbst 1878 erregte ein Prozess vor dem Assisenhof in Düsseldorf die Gemüter in Osterath und Umgebung. An diesem Tag wurde dem in Uerdingen geborenen Mitbürger der Prozess wegen Urkundenfälschung und Insolvenzverschleppung gemacht.

Prozess gegen Johann Mohr: Die Geschichte eines Betrügers aus Meerbusch

Prozess gegen Johann Mohr: Die Geschichte eines Betrügers aus Meerbusch

Damit eng verbunden war außerdem das tragische Schicksal von Gustav Ploenes, dem Mitglied einer alteingesessenen und respektierten Bauernfamilie. Das Düsseldorfer Volksblatt berichtete ausführlich und schilderte dramatisch die Ankunft des Missetäters vor Gericht: „Am Morgen des 11. Oktober fuhr am Hauptportale eine zweispännige Droschke vor, ein schwarz gekleideter Herr von blassem Aussehen, schwarzem Haar und Schnurrbart stieg aus, kleine Diamanten in Gold gefasst dienten als Hemdeknöpfe.“

Die Ankläger hielten dem erst 30 Jahre alten Kaufmann 97 Wechselfälschungen und den „einfachen Bankerott“ der Firma Ploenes & Mohr vor. Wie man vor 250 Jahren einen Hof kaufte Meerbusch historisch Wie man vor 250 Jahren einen Hof kaufte

Dabei ging Mohr geschickt und zielgerichtet vor. Er fälschte nicht etwa die Wechsel selbst, sondern setzte Schecks, die er sich blanko hatte unterschreiben lassen, überhöhte Zahlen ein. Auch ließ er seine Schuldner ihre Schuldscheine alle drei Monate erneut unterschreiben, die dann aber tatsächlich in Summe zu ihren Lasten gingen und nicht etwa die Originale ersetzten.

Er suchte sich offenbar gezielt seine Opfer unter den Zeitgenossen, die meist selbst nicht schreiben konnten oder keine Erfahrungen mit Wechseln hatten. Dabei hatte die Karriere von Johann Mohr recht vielversprechend angefangen. Zunächst hatte er als Jugendlicher am Uerdinger Gericht und anschließend zehn Jahre auf dem Osterather Bürgermeisteramt als Gemeindesekretär gearbeitet und die Befähigung zum Bürgermeisteramt nachgewiesen.

Nebenher vermittelte er Privatkredite und gewährte solche auch selbst. Außerdem beriet er die örtlichen Bauern in Rechtsangelegenheiten. Dadurch erlangte Mohr offenbar eine Vertrauensstellung im Ort, die er später ausnutzte.

Gerichtsverhandlung in Düsseldorf: Mohr muss für seine Taten büßen

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Mit einem angeblichen Kapital von 1200 Mark machte er sich 1873 als Kaufmann selbstständig. Zusammen mit dem Ackersmann Gustav Ploenes stellte er zunächst Ziegelsteine her. Kurz darauf handelten die beiden erfolgreich auch mit Baumaterialien, Kohle und Düngemitteln.

Beide profitierten zunächst vom Gründerboom nach der Reichsgründung von 1871. Als dann aber kurz nach der Gründung des Handelsunternehmens die Gründerkrise auch Osterath erreichte, geriet das Geschäft in Schwierigkeiten, welche durch Wechsel behoben werden sollte.

Zum Zeitpunkt des Bankrotts standen Ploenes und Mohr mit stolzen 119.000 Mark allein bei der Krefelder Volksbank in der Kreide. In dieser Situation machte sich Mohr am 19. Juli 1877 aus dem Staub und am 18. September musste Ploenes, der in Osterath geblieben war, Insolvenz anmelden.

Der Zeitpunkt wurde auf die Flucht des untreuen Geschäftspartners zurückdatiert. Insgesamt standen am Ende Verbindlichkeiten von 200.000 Mark einem Aktiv-Vermögen von 100.000 Mark gegenüber.

Insgesamt hatte Mohr 21 Personen geschädigt. So hatte der Osterather Wilhelm Schmitz insgesamt neun Blankoschecks unterschrieben, für die Mohr insgesamt statt der tatsächlich fälligen 460 Mark immerhin 7.378 Mark eingetragen hatte.

Friedrich Schmitz, ebenfalls aus Osterath, hatte ein Darlehen über 450 bei Mohr aufgenommen, allerdings zwölf Schuldscheine über insgesamt 12.336 Mark unterzeichnet. Die übrigen Betrugsopfer waren meist Tagelöhner und kleine Dienstleiter aus dem Dorf, Kaarst, Willich, Neuss oder Schiefbahn.

Vor Gericht machte Mohr übrigens keine gute Figur und jammerte und weinte angeblich. Der Berichterstatter ließ sich ausgesprochen herablassend über den Angeklagten aus, der zuletzt in 85 Betrugsfällen und des einfachen Bankrotts für schuldig befunden wurde.

Für jeden Betrug beantragte der Staatsanwalt 14 Tage Gefängnis und für die Insolvenz weitere drei Monate. Das Gericht blieb mit zweieinhalb Jahren knapp darunter, rechte aber die neun Monate Untersuchungshaft an.

Der parteiische Berichterstatter bedauerte, dass nicht mehr das alte Rheinische Recht galt, nach dem ein Fälscher mindestens fünf Jahre Zuchthaus und eine Stunde am öffentlichen Pranger aufgebrummt bekommen hätte.

Dass Mohr alleine vor Gericht gerade stand, liegt daran, dass Ploenes als nun allein haftender Teilhaber versuchte, die Firma aufrecht zu erhalten und die Verbindlichkeiten zu erfüllen.

So hatte er mit den Gläubigern vereinbart, die Schulden nach zwei Jahren unverzinst zurückzuzahlen und eventuell ein drittes Jahr als verzinsliche Darlehen weiter zu halten. Letztlich erfüllte sich diese Hoffnung aber nicht und schon im September 1877 ging die Firma in Konkurs, die Abwicklung zog sich bis 1883 hin.

Wegen dieses Konkurses wurde Ploenes 1879 zu einem Tag Gefängnis verurteilt. Da es sich um das größte Unternehmen am Ort handelte, wurden auch weitere Osterather in diesen Strudel hineingezogen und Ploenes selbst verlor sein Drittelanteil am Ploeneshof.

Dass er für seine Schulden geradestand, honorierten die Osterather, als Gustav Ploenes 1886 in den Gemeinderat gewählt wurde. Er starb 1891 ledig und wurde eines Tages im ehemaligen Lagerhaus der Firma Ploenes & Mohr leblos gefunden.

Martin Müller

Ich bin Martin, Redakteur bei der Website Haren Suche. Als Autor für die nationale Zeitung für das Zeitgeschehen liegt mein Fokus darauf, die neuesten Nachrichten mit strenger Objektivität zu präsentieren. Meine Leidenschaft für Journalismus treibt mich an, fundierte und relevante Informationen für unsere Leser bereitzustellen. Mit meiner langjährigen Erfahrung und meinem Engagement für die Wahrheit strebe ich danach, einen Beitrag zur öffentlichen Diskussion und Meinungsbildung zu leisten.

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